Forschungsprojekt Schriftgut (SGB): Grüne Bände aus der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
Buchbestände aus dem 19. und 20 Jh. können arsenhaltige Pigmente aufweisen und erfordern aus toxikologischer Sicht Aufmerksamkeit. Im Rahmen des Forschunsprojekts soll eine modellhaften Handhabung zum präventiven Umgang von arsenhaltigem Bibliotheks-und Archivmaterial erarbeitet werden. Dazu gehört auch die elementspezifische Detektierung und der sichere und magazinfreundliche Umgang.
Auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Forschungsprojekt | Erstellen einer modellhaften Handhabung zum präventiven Umgang von arsenhaltigem Biblio-theks- und Archivmaterial an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn – Untersuchung, visuelle Einordnung, Risikoeinschätzung und Umsetzung |
Leitung | Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
Fakultät | Fakultät für Kulturwissenschaften |
Institut |
CICS - Cologne Institute of Conservation Sciences Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft |
Beteiligte |
Diana Blumenroth, MA. Marlen Börngen, M.A. Hannah Flock, M.A. Maike Linden, B.A. Kerstin Merz Mairid Schleinschock |
Projektpartner |
Dr. Michael Herkenhoff Daniel Presslmayr Mehr |
Fördermittelgeber | KEK Koodinierungsstelle zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts, Staatbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz Mehr |
Laufzeit | 2020-2021 |
Galerie
Es sind vereinzelte Bände der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB Bonn) aufgefallen, die arsenhaltigen Pigmente enthalten können. Arsen gilt als hoch toxisch und sollte beim Nachweis an Bibliotheks- und Archivmaterial mit besonderer Vorsorge behandelt werden. Hierauf zielt auch ein Online-Artikel, der auf dieses Problem aufmerksam gemacht hat: How we discovered three poisonous books in our university library, 27. Juni 2018, 11.45 Uhr, BST. Bei dem Pigment handelt es sich um Schweinfurter Grün, Pariser Grün, Patentgrün oder Mitisgrün. Es ist ein Kupfer(II)-arsenitacetat und hat die Summenformel Cu(CH3COO)2 · 3 Cu(AsO2)2. Die verdächtigen Bände der ULB Bonn sollen in einem ersten Schritt geortet und vom Bestand separiert werden. Dieses Mengengerüst gibt einen Überblick über die Anzahl der möglich toxischen Bände. Unterstützt wird die Bestandsaufnahme durch eine zeitliche Eingrenzung der Verwendung des Pigments. In einem zweiten Schritt wird das Pigment naturwissenschaftlich mit Röntgenfluoreszenz, Ramanspektroskopie und Röntgendiffraktometrie detektiert und in Risikobereiche eingeteilt. Das Pigment Schweinfurter oder Pariser Grün ist zur Verwendung in ein Bindemittel eingebettet und daher mehr oder weniger toxisch. Anhand dieser Untersuchungen steht eine visuelle Einordnung der verschiedenen Farbgebungen im Raum, um schon visuell die Unterschiede zu erkennen. In einem nächsten Schritt wird eine Risikoeinschätzung durchgeführt, wie mit den jeweiligen Kategorien umgegangen werden kann. Wurden Bände einer jeweiligen Risikogruppe zugeteilt, ergibt sich ein spezifisches Handlungsmuster, welches in Wort und Bild als Modellvorlage zu nutzen ist. Wird ein Bibliotheksband beispielsweise als hochriskant eingestuft, so ergibt sich eine Kette an Maßnahmen: Separierung, Digitalisierung mit besonderer Schutzkleidung, spezielle Verpackung und ggf. eine oberflächliche Behandlung der Bände, um das Pigment in ein zusätzliches Bindemittel einzubetten.
Als Ergebnis dieses Projektes sollen die möglichen toxischen Bände der ULB Bonn eindeutig identifiziert werden und ein spezifischer Handlungskatalog in Wort und Bild erstellt werden. Er richtet sich an die Mitarbeiter der ULB Bonn, kann aber auch für eine breite Menge an Bibliothekaren und Archivaren nach einer Einführung und Fortbildung genutzt werden, um die Bestände aus anderen Bibliotheken und Archiven auf diesen Sonderbestand hin zu untersuchen und Behandlungsvorgaben an der Hand zu haben.