Auf den Spuren von Putz und Stein - Eine Exkursion ins historische Koblenz
Die Studienrichtung Wandmalerei und Kulturgut aus Stein unternahm am 26. Juni 2023 in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Koblenz eine fachorientierte Exkursion. In diesem Rahmen wurden vier Denkmäler unterschiedlicher Epochen betrachtet, an denen jeweils individuelle Fragestellungen bezüglich restauratorischer Maßnahmen diskutiert werden konnten.
Impressionen der Exkursion
Im Gespräch mit dem Förderverein vor der Wandmalerei der Seifenflocken-Werbung der Firma LUX in Koblenz. (Bild: TH Koeln - CICS)
Manfred Böckling erläutert die Restaurierungsgeschichte des Kaiserin Augusta Denkmals. (Bild: TH Koeln - CICS)
Eine Fachexkursion ins historische Koblenz
Begleitet durch Manfred Böckling von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Koblenz wurden die Studierenden der TH Köln gemeinsam mit ihrem Dozenten Niklas Underwood mit der reichen Denkmallandschaft vor Ort bekannt gemacht. An insgesamt vier Objekten wurden von Herrn Böckling die ereignisreiche Geschichte der Stadt und ihrer Denkmäler dargestellt und Restaurierungsmaßnahmen erläutert.
Die Seifenflocken-Werbung aus den 1920er Jahren
Die erste Station war die Bahnhofstraße Nr. 21 mit einer Wandmalerei als Werbung für Seifenflocken aus den 1920er Jahren. An die freistehende seitliche Fassade des Wohnhauses ist die bis heute weithin sichtbare Wandreklame der Firma LUX Sunlicht AG Mannheim angebracht. Es handelt sich bei dieser Malerei um die einzige noch erhaltene großflächige Werbe-Wandmalerei in Koblenz.
Ab einer Höhe von ca. 4 Metern beginnt die Malerei und zieht sich über drei Stockwerke bis knapp unterhalb des Dachgiebels. Als Motiv ist eine junge Frau zu sehen, welche in beiden Händen ein Kleid über einer Waschschüssel hält. Rechts von ihr steht ein Paket Seifenflocken. Unter dem Bildwerk steht in großen Lettern: “Lux Seifenflocken- Für Wolle und Seide für die feine Wäsche“.
Die Darstellung ist zwar zunehmend verblasst, jedoch in großen Teilen noch gut erkennbar. Die Schriftzüge sind mittlerweile nur noch schwer leserlich, insgesamt hat die Malerei die letzten einhundert Jahre jedoch gut überstanden. Größere Fehlstellen oder Beschädigungen der Putzoberfläche scheinen nicht vorhanden, lediglich ein paar Putzabplatzungen zeugen heute noch von Projektileinschlägen aus dem zweiten Weltkrieg.
Für den Erhalt dieses für Koblenz einzigartigen Denkmals setzt sich der kürzlich gegründete Förderverein Kulturdenkmal LUX-Seifenflocken e.V. ein. Im Gespräch mit Vereinsmitgliedern vor Ort konnten erste Beobachtungen zum Zustand der Malerei ausgetauscht und Überlegungsansätze diskutiert werden, welche Schritte für die Erarbeitung eines Restaurierungskonzeptes notwendig sind.
Das Kaiserin-Augusta-Denkmal von 1896
Der kapellenartige Rundbau aus istritischem Kalkstein steht auf einem granitischen Sockel. Auf den Rhein blickend thront die Skulptur der Kaiserin Augusta, welche aus Carrara-Marmor gefertigt wurde. Die Skulptur flankierend zeigen zwei Relieffelder Augustas Verbundenheit zur Stadt Koblenz. Dargestellt sind zum einen die sinnbildliche Gründung des Roten Kreuzes sowie die Personifikationen von Mosel und Rhein.
Herr Böckling erläuterte die vielschichtige Restaurierungsgeschichte des Denkmals und die teils sehr umfassenden Baumaßnahmen an den von der Kaiserin angelegten Parkanlagen entlang des Rheins. An diesem Objekt wurde deutlich, mit welch teils großen interdisziplinären Herausforderungen im Arbeitsumfeld des Denkmalschutzes umgegangen werden muss.
Deckenmalerei des ehemaligen Jesuitenkollegs
Um 1700 entstand im Treppenhaus des ehemaligen Jesuitenkollegs die stuckverzierte Decke. Sie vermittelt in drei ovalen Deckengemälden die Bestrafung der Faulen, die Belohnung der Fleißigen und den Triumph des wahren Glaubens als mahnenden Appell an die Schüler jener Zeit.
Mittlerweile beherbergt das Gebäude das Rathaus der Stadt. Heute erscheint die Decke in ihrem angenommenen ursprünglichen Zustand. In einer umfassenden Restaurierungsmaßnahme wurde die Decke untersucht, restauriert und in Teilen rekonstruiert.
Wandmalereien von 1911 im Paradies
Zur letzten Station führte Herr Böckling ins Paradies nahe des Münzplatzes. Dort zeigt sich auf der Rückseite, einer vom Platz aus gesehen unscheinbaren Fassade nach Durchschreiten des Torbogens, eine Jugendstilmalerei von 1911. Bei der ungewöhnlichen Malerei handelt es sich, im Gegensatz zu der Werbemalerei in der Bahnhofsstraße, um Kunst am Bau. Sechs Frauengestalten weisen mit Goethes Versen auf die Vergänglichkeit und das Fortschreiten der Zeit hin: „Die Zeit, sie mäht so Rosen als Dornen - aber das treibt immer wieder von vornen“. Ihr Schöpfer war Zeichenlehrer des hiesigen Gymnasiums, wobei es sich bei diesem Wandbild um das einzig bekannte des Künstlers handelt.
Diese Exkursion war eine großartige Möglichkeit die vielen kulturellen Facetten der Stadt Koblenz kennenzulernen. Dabei geht ein großer Dank an Herrn Böckling für die wunderbare Stadtführung und das Beantworten unserer zahlreichen Fragen, sowie an Herrn Underwood für das Organisieren und das Einladen von Expert*innen für den regen Austausch in situ.
August 2023