Brandrückstände an Büchern der Anna-Amalia Bibliothek
Die Bücher haben die gleichen Feinde wie der Mensch: das Feuer, die Nässe, die Zeit und ihren eigenen Inhalt. (Paul Ambroise Valéry)
Auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Forschungsprojekt | Erforschung von Rückständen und Schadenspotenzialen der Brandprodukte und Löschmittel in den beim Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek geschädigten Büchern |
Leitung | Prof. Dr. Robert Fuchs |
Fakultät | Fakultät für Kulturwissenschaften |
Institut |
CICS - Cologne Institute of Conservation Sciences Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft |
Forschungsziel
Brände in Bibliotheken stellen für das zu bewahrende Kulturgut in mehrerlei Hinsicht ein erhebliches Gefahren-potenzial dar. In der ersten Phase eines Brandgeschehens werden Bücher unmittelbar Opfer der Flammen. Das leicht brennbare Material und die durch den Brand frei werdende Hitze führen zu einem schnellen Ausbreiten der Flammen.
Je nach Brandverlauf und den vorhandenen Materialien können ganz unterschiedliche Verbrennungsprodukte entstehen. Diese können sich direkt im Papier niederschlagen, oder sich an Rußpartikeln anlagern und so den geretteten Buchbestand in Mitleidenschaft ziehen.
Ziel des Projektes ist es
- eingehende Kenntnisse über den Stoffeintrag der Brandrückstände in die vom Brandgeschehen betroffenen Bücher zu erlangen.
- einen Überblick über die Verteilung der Verbrennungsrückstände an den unterschiedlichen Standorten des vom Brand direkt oder indirekt geschädigten Buchbestandes zu gewinnen.
- die Bewertung der Gefahrenpotenziale identifizierter Substanzen nach dem derzeitigen Kenntnisstand.
- Suche nach Strategien um die Brandrückstände zu entfernen.
Eine weitere Gefahr für den Buchbestand kann im Zuge der Brandbekämpfung durch die erforderlichen Löscharbeiten entstehen. Das beim Löscheinsatz der Feuerwehr verwendete Wasser kann größere Schäden als das Feuer selbst hervorrufen. Neben der Bedrohung durch Schimmel können Farben und Tinten ausbluten, durch Aufquellen des Papiers oder des Einbandmaterials können Deformationen entstehen. Das verwendete Löschwasser mit Netzmittelzusatz und der aufbereitete Löschschaum bieten weitere Möglichkeiten eines unerwünschten und schädigenden Eintrags zusätzlicher Stoffe. Auch diese können sich je nach Zusammensetzung als ein Problem für die zu rettenden Objekte erweisen. Um die Gefahren besser beurteilen zu können, sind Informationen über Menge und Art möglicher Verbrennungsprodukte und Stoffeinträge vonnöten. Diese sollen im Rahmen des Forschungsprojektes eng am betroffenen Buchbestand untersucht werden, um in einem nachfolgenden Schritt geeignete Restaurierungsstrategien zu entwickeln. Hierzu steht Probenmaterial in Form von Buchseitenfragmenten aus dem betroffenen Buchbestand der Anna-Amalia-Bibliothek zur Verfügung. Die Proben stammen von Büchern, die nicht mehr gerettet werden können.
Des Weiteren wird Kondenswasser auf vorhandene Verbrennungsprodukte untersucht. Dieses ist beim Gefriertrocknungsprozess angefallen, dem ein großer Teil der Bücher unmittelbar nach der Weimarer Brandkatastrophe in Leipzig im Zentrum für Bucherhaltung unterzogen wurde.
Die Beantwortung der o.g. analytischen Fragestellungen erfordert einen hohen gerätetechnischen Aufwand. Im Rahmen der durchzuführenden analytischen Untersuchungen werden neben der HPLC (high pressure liquid chromatography), 2D- Fluoreszenzspektroskopie und FT-IR (Fouriertransformationsinfrarotspektroskopie) am Institut für Anlagen- und Verfahrenstechnik unter Leitung von Frau Prof. Rehorek gaschromatische Messungen mit massenspektroskopischer Detektion (GC/MS-Kopplung) durchgeführt. Ein gelungenes Beispiel für eine Schnittstelle zwischen verschiedenen Fachgebieten und Technikbereichen der TH Köln.