Daniel Pour Bakhsh - University of North Florida

Jacksonville, Florida, USA - 2024
Motivation und Exkursion
Mein Interesse an einem Auslandssemester war schon früh geweckt, auch weil Freunde zum Beispiel eine sehr gute Zeit in Spanien hatten. Da meine Englischkenntnisse solide sind und ich keine weiteren Fremdsprachen beherrsche, fiel meine Wahl schnell auf ein englischsprachiges Land. Durch die zahlreichen Partnerhochschulen in den USA bot sich eine ideale Gelegenheit.
Im Wintersemester belegte ich ein Fach bei Herrn Bartz, durch den ich von einer Exkursion in die USA erfuhr. Ich entschied mich, daran teilzunehmen – eine Entscheidung, die ich keine Sekunde bereut habe.
Während der Exkursion besuchten wir sowohl die Tennessee Tech als auch die UNF und erhielten wertvolle Einblicke in das amerikanische Hochschulsystem. Besonders schön war, dass ich die Reise mit einer zusätzlichen Woche in Miami verbinden konnte und dass die TH die Hotelübernachtungen und Mietwagen während der Kernzeit der Exkursion getragen hat.
Die Exkursion selbst war von Rainer Bartz gut organisiert, wodurch wir in kurzer Zeit enorm viel erleben konnten. Zwar war das Programm stellenweise fordernd, aber es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Ich bin sehr dankbar für die Erinnerungen und Erfahrungen, die ich sammeln konnte.
Vielleicht ist es an dieser Stelle sinnvoll zu erwähnen, dass auf der Exkursion mehrere Fahrer unter den Studenten gesucht werden, um die Mietwagen zu fahren – wer einen Führerschein hat und sich zutraut in den USA Auto zu fahren, sollte das bei der Anmeldung zur Exkursion auf jeden Fall erwähnen.
Besonders glücklich war ich darüber, dann auch noch einen der begehrten In-State-Tuition-Plätze zu erhalten, wodurch ich die gleichen Studiengebühren wie amerikanische Studierende zahlen konnte – offiziell spricht man hierbei von einem Studiengebührenteilerlass. Um sich hierfür zu bewerben bedarf es neben einem Nachweis über die eigenen Englischkenntnisse (Niveau B2), ein Motivationsschreiben, einen tabellarischen Lebenslauf, eine Kopie des Reisepasses, ein Formular, sowie einen aktuellen Notenspiegel aus dem PSSO.
Wenn man sich den Platz gesichert hat, muss man recht zügig eine Art Bürgschaft oder einen Nachweis der Bank (ein so genanntes Affidavit of Financial Support) veranlassen, wo ihr oder eure Eltern versichert, dass ihr die nötigen Mittel habt, um so ein Semester in den USA zu finanzieren. Ich musste damals 13.000 $ nachweisen lassen.
Bafög und Kosten
Ich habe zwar kein Stipendium als solches bekommen, doch ich empfehle jedem es dennoch zu probieren. Eine Hauptanlaufstelle für die Stipendienvergabe für Auslandsaufenthalte ist im Allgemeinen der DAAD, aber auch die Stiftungen der politischen Parteien in Deutschland können solche Stipendien vergeben. Am besten macht man hierzu eine gründlichen Internetrecherche und lässt sich zum Beispiel von International Center der TH dazu beraten.
Dennoch konnte ich mir das Studium drüben gut mit Auslands BAföG und mit einer monatlichen Finanzspritze aus meinem Ersparten finanzieren. Meine Zeit in den USA war zum gefühlten Höhepunkt der Verbraucherpreisinflation, dementsprechend war das Leben nicht günstig und etwas teurer als in Deutschland. Wenn man davon ausgeht, dass man in Köln als Single etwa 1200€ zum (Über-)Leben benötigt (vorausgesetzt man findet Wohnraum in einer WG oder einem Studentenwohnheim), benötigt man in Florida nach meiner Erfahrung etwa 1500-1700$.
Bei vollen Bezügen gibt es aktuell etwas über 1000€ Auslands BAföG; zusätzlich gibt es pauschal 1000€ für den Flug bezuschusst und bis zu 5600€ Studiengebühren zurückerstattet.
Ich kann jedem nur empfehlen sich rechtzeitig der bürokratischen Anforderungen und Fristen bewusst zu werden und sich genug Zeit einzuplanen, um eine reibungslose Finanzierung zu gewährleisten und keinen Euro zu „verschenken“.
US Krankenversicherung (wird von der UNF akzeptiert): https://www.isoa.org/
US E-Sim: https://tello.com/
Bildergalerie
Transport und Freizeit
Jacksonville ist eine echte Autostadt, deshalb würde ich mir beim nächsten Mal wahrscheinlich ein Auto kaufen, um flexibler zu sein. Allerdings muss man sich schon mit Autos auskennen und auch ein wenig "mutig" sein, um sich ein Auto auf dem Under 3.000$ Market zu kaufen. Man sollte auch bedenken, dass Kauf und Verkauf wiederum Zeit in Anspruch nehmen, die in der Vorbereitung und während des Auslandssemesters gegebenenfalls rar sein können.
Oft geht es zum Einkaufen in das sogenannte St. Johns Town Center; dorthin bietet die UNF hochschuleigene Shuttles an.
Außerdem kann man als Student wohl sogar kostenlos mit der JTA (ÖPNV) fahren – da sollte man sich genauer informieren, wie man ein solches Ticket bekommt.
Hierzu muss man noch sagen, dass der ÖPNV in vielen US-Städten nicht mit dem in einer deutschen Großstadt vergleichbar ist; sowohl Taktung als auch Klientel kann sich deutlich unterscheiden.
Ansonsten lässt sich die Freizeit gut mit einem Mietwagen am Wochenende gestalten oder durch größere Reisen vor oder nach dem Semester, etwa nach Miami oder in Metropolen wie New York oder Chicago. Die historisch wertvollen Städte Savannah und St. Augustine liegen in der Nähe und sind definitiv einen Besuch wert.
Studium und Wohnen
Ich habe im Dorm in einem Einzelzimmer gelebt, was keine Selbstverständlichkeit ist. Wer eine solche Unterkunft bevorzugt, sollte sich frühzeitig darum kümmern, da WG-Zimmer oft schwer zu bekommen sind und amerikanische Studierende bei der Vergabe von Zimmern in Studentenwohnheimen (Dorms) bevorzugt werden. Gegessen habe ich oft in der Mensa, dem Osprey Café, wo ein All-You-Can-Eat-Modell angeboten wird. Mit einem Mealplan kann man sich für das gesamte Semester einkaufen (https://dineoncampus.com/unf/meal-memberships).
Aber teilweise wurde auch in der WG gekocht.
Das Zusammenleben funktionierte sehr gut, und ich hatte das Glück, mehrere internationale Studierende in meinem Apartment zu haben. Dadurch konnte ich viele neue Kontakte knüpfen und von den verschiedenen kulturellen Hintergründen profitieren. Ich habe ein Zimmer in den Fountains bekommen, so heißt das Wohnheim welches mit Pool, Imbiss und Palmen ein bisschen an ein Hotel erinnert.
Das Studium an der UNF war in der Tendenz etwas einfacher als in Deutschland. Solange die Sprache keine Hürde darstellt und man ein gewisses Maß an Disziplin mitbringt, kann man auf jeden Fall mit guten Noten nach Hause gehen und gleichzeitig seine Freizeit genießen.
März 2025