Dominik Wotzka - University of North Florida

Campus Boathouse (Bild: Dominik Wotzka)

Jacksonville, Florida, USA - 2023


Vorbereitung

In diesem Bericht möchte ich die vielfältigen Erinnerungen an mein Auslandssemester an der University of North Florida in Jacksonville teilen. Dabei werde ich versuchen, ein differenziertes Bild zu zeichnen, das sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte meiner Zeit dort umfasst.

Zunächst einmal sei gesagt, dass ich den Wunsch, für ein Semester an einer amerikanischen Universität zu studieren, bereits seit meinem Abitur im Jahr 2018 hatte. Leider konnte ich dieses Vorhaben während meines Bachelors trotz begonnener Planungen und einer Zusage für ein Stipendium wegen der Pandemie nicht verwirklichen. Deshalb war es mir ein großes Anliegen, dies zum nächstmöglichen Zeitpunkt nachzuholen. Hierzu bot sich mein vorletztes Semester im Master an, welches in Deutschland dem Wintersemester 2023/24 und in den USA dem Fall Semester 2023 entsprach.

Meine Fakultät (07) an der TH Köln pflegt Kooperationen mit US-Universitäten in Kalifornien, Florida und Tennessee und die Entscheidung für die University of North Florida (UNF) im sonnigen Bundesstaat Florida fiel nach einer wohlüberlegten Abwägung meiner individuellen Prioritäten. Obwohl die kulturelle Anziehungskraft Kaliforniens sehr verlockend war, haben mich die erschwinglicheren Lebenshaltungskosten in Florida, das ganzjährig warme Klima und die Nähe zum Meer überzeugt. Der Wechsel von Deutschland zu einem Ort mit deutlich unterschiedlichen klimatischen und landschaftlichen Bedingungen versprach eine willkommene Abwechslung. Diese Entscheidung unterstreicht die Wertschätzung für einen meiner wichtigsten Faktoren beim Auslandssemester: Ein angenehmes Lebensumfeld, das meine persönliche und akademische Entwicklung unterstützen sollte. Letzten Endes sollte mir das Auslandssemester Spaß machen und mich weiterbringen.

Ich denke, der organisatorische Aufwand (Anmeldung, Visum, Krankenversicherung, Kurswahl – jeweils mit diversen Fristen), den man etwa 9 bis 3 Monate vor Beginn des Auslandssemesters selbstständig bewältigen muss, wurde bereits ausreichend von meinen Vorgängern auf dieser Website beschrieben. Ergänzen möchte ich jedoch, dass ich im Jahr 2020 als Stipendiat in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen wurde, was den gesamten Auslandsaufenthalt erst finanziell möglich gemacht hat. Durch meine bestehende Förderung garantierte mir die Stiftung nach einer einfachen Antragstellung die Übernahme der Studiengebühren, Reisekosten und eines monatlichen Taschengeldes. Hierfür möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken. Ich kann nur jedem raten, sich während des Studiums bei wenigstens einem der Begabtenförderungswerke zu bewerben oder es gegebenenfalls bei Stipendiengebern für Auslandssemester wie Fulbright oder dem DAAD zu versuchen.

Wohnen

Die Planung meiner Unterkunft erwies sich als besonders herausfordernd, da die University of North Florida vorrangig amerikanische Studierende in den On-Campus-Wohnheimen unterbringt. Internationale Studierende werden oft zunächst außen vorgelassen und sollen sich eine Unterkunft außerhalb des Campus suchen. Dies gestaltet sich jedoch als herausfordernd, weil viele Wohnungen unmöbliert sind und Vermieter selten bereit sind, Mietverträge für lediglich vier Monate abzuschließen. Daher bleibt häufig nur die teure Option, ein Airbnb zu mieten und zusätzlich für die Dauer des Semesters einen Mietwagen für rund 5000 Dollar anzuschaffen. Dies führt jedoch zu einem erheblichen Verlust an Komfort und Möglichkeiten, denn als Off-Campus-Bewohner ist man weitgehend vom Campusleben und der Gemeinschaft mit anderen Studierenden abgeschnitten. Dieser Umstand bewirkte, dass ich mir zehn Wochen vor Semesterbeginn noch keine Unterkunft sichern konnte. Glücklicherweise wurde ich dann zwei Monate vor Semesterbeginn von der UNF-Housing-Abteilung kontaktiert und konnte mich in die Liste für freigewordene Plätze im Wohnheim eintragen lassen. Ich hatte Glück, doch die Zimmerzuweisung erfolgte zufällig, ohne Wahlmöglichkeit meinerseits. Mir wurde ein Doppelzimmer in den Osprey Fountains zugeteilt – eine von außen optisch ansprechende Wohnanlage mit Pool, Palmen und Volleyball-/Basketballfeldern, die im Inneren jedoch eher an eine einfache Jugendherberge erinnert. Die Kosten beliefen sich auf rund 3000 Dollar für einen Schlafplatz in einem etwa 15 m² großen Doppelzimmer. Für jeden Bewohner standen ein Bett (aus Gestell und Matratze), ein Tisch und eine Kommode mit Schubladen bereit; alles Weitere musste selbst angeschafft werden. Zusätzlich gab es im Zimmer Ablageflächen aus dünnen Metallstangen zum Aufhängen und Verstauen von Kleidung. Das Doppelzimmer gehörte zu einem Apartment, bestehend aus einem Flur, zwei Bädern, einer Spüle mit Küchenschränken sowie einem weiteren Waschbecken mit Spiegel auf dem Flur. In diesem Apartment lebten insgesamt sechs Personen, verteilt auf vier Einzelzimmer und ein Doppelzimmer. In jedem der vier Stockwerke, welche in zwei Flügel mit zahlreichen Apartments dieser Art unterteilt waren, befand sich ein Gemeinschaftsraum. Dieser eignete sich ideal für Filmabende, da dort ein eigener Laptop mit einem großen Fernseher verbunden werden konnte.

Durch eine unglückliche Fügung hingegen wurde mir für das Doppelzimmer ein weniger wünschenswerter Mitbewohner zugeteilt. Er erwies sich leider als eigen in seinen Gewohnheiten, mit auffälliger nächtlicher Lärmbelästigung und ausbaufähigen Fähigkeiten im Bereich der Ordentlichkeit und Sauberkeit. Zudem gestaltete sich der Versuch des Aufbaus einer zwischenmenschlichen Beziehung als herausfordernd. Mit ihm in einen konstruktiven Dialog zu treten, war sehr schwierig, da sich seine Interessen in einer schwer zugänglichen Welt bewegten. Vorteilhaft an meinem Wohnort war jedoch, dass das Campuszentrum in ca. 10 Gehminuten erreicht werden konnte und man sich dort von morgens bis abends problemlos aufhalten und beschäftigen konnte.

Außerdem möchte ich erwähnen, dass es zwar auf jeder Etage eine Gemeinschaftsküche mit ausreichend Platz zum Zubereiten von Speisen gab, jedoch keine essenziellen Utensilien wie Töpfe, Besteck, Kühlschränke oder ähnliches bereitgestellt wurden. Bei einem vierjährigen Studium ist dies sicher kein Problem, für vier Monate wäre eine Anschaffung jedoch kaum sinnvoll. Deshalb entschied ich mich für einen “Meal-Plan“ in der Cafeteria, der mir 19 all-you-can-eat Mahlzeiten pro Woche bot, sodass ich mich zweimal täglich am reichhaltigen und abwechslungsreichen Buffet versorgen konnte. Damit blieben mir wöchentlich fünf Mahlzeiten übrig, die ich bei Starbucks an der Bibliothek gegen „Dining Dollars“ für einen großen Kaffee eintauschen konnte. Kostenpunkt ca. 2400 USD.

Studium

Ich belegte insgesamt vier Kurse mit einem Umfang von insgesamt 12 Credit-Hours, was sowohl den Anforderungen für das Visum als auch für die Anrechnung des Auslandssemesters an der TH Köln (30 ECTS) entsprach. Die Kurse brachten mich fachlich definitiv ein ganzes Stück weiter. Ich war bereits darauf eingestellt, dass an US-amerikanischen Universitäten eine schulähnlichere Lehrmethode angewandt wird, also überraschte mich dieser Unterschied wenig. Die Kurse sahen semesterbegleitend jeweils 4-5 Projekte vor, zusätzlich zu Hausaufgaben und "Quizzes". In einem Kurs gab es ergänzend eine Zwischen- und Abschlussprüfung.

Die Vorlesungen jedes Kurses fanden zweimal wöchentlich statt, mit einer Dauer von jeweils 1,5 Stunden von Montag bis Donnerstag. Auf den ersten Blick könnte man annehmen, der Freitag würde ausreichen, um restliche Aufgaben zu erledigen und somit zwei Tage komplett für Unternehmungen frei zu haben. Diese Vorstellung musste ich jedoch schnell aufgeben. Die Projekte, von denen mindestens eines pro Woche fällig wurde, nahmen oft mehrere Tage in Anspruch, und auch die zusätzlichen wöchentlichen Aufgaben ließen sich nicht schnell bewältigen. Trotz gutem Zeitmanagement und konzentrierter Arbeitsweise mussten oft auch Samstage und Sonntage eingeplant werden, um alle Deadlines, die meist auf Sonntag 23:59 Uhr festgelegt waren, einzuhalten.

In einigen Wochen wurde die Bibliothek somit zu meinem besten Freund, die allerdings ein relativ komfortables und ruhiges Umfeld zum Lernen und Arbeiten bot. Von Vorteil war zweifellos auch, dass die Professoren über merklich solide Qualifikationen verfügten und Erfahrungen in angesehenen Unternehmen gesammelt oder sogar eigene Unternehmen über Jahre erfolgreich geführt und verkauft hatten. Meiner Meinung nach zeigt sich hier ein signifikanter Unterschied im Vergleich zu heimischen Hochschulen, da der zukünftige wirtschaftliche Erfolg der Studierenden stärker betont und in den Mittelpunkt der Lehre gestellt wird, was mir persönlich sehr zusagte. Zusätzlich entwickelte ich eine gute Beziehung zu meinem UI-Design-Professor (der sein Unternehmen bereits verkauft hatte) und halte weiterhin Kontakt zu ihm.

Freizeit

Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass der Campus sehr gepflegt ist und mit schönen Grünanlagen aufwartet, was eine angenehme Wohlfühl-Atmosphäre beim Flanieren entstehen lässt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen, was meinem aktiven Lebensstil sehr entgegenkam. Fast täglich nutzte ich das hauseigene Fitnessstudio oder die Laufbahn im Stadion auf dem Campus. Besonders gefiel mir die Tatsache, dass man selbst im Dezember bei strahlendem Sonnenschein noch im T-Shirt trainieren konnte.

Zu einem Auslandssemester sollte zudem definitiv auch die Erkundung anderer Orte als dem Hochschulort gehören und der Ausgangspunkt Nord-Florida bot sich hierfür besonders gut an. Während des Semesters unternahm ich mit drei anderen internationalen Studenten, die sich dauerhaft ein Auto gemietet hatten, einen zweitägigen Campingausflug zu den Springs. Springs in Florida sind in Wäldern gelegene natürliche Quellen mit türkisklarem, kühlem Wasser, das aus dem Untergrund entspringt. Sie zeichnen sich durch ihr malerisches Erscheinungsbild, ihre natürliche Schönheit, ihre vielfältige Tierwelt und die Möglichkeit zum Schwimmen, Schnorcheln oder Kajakfahren aus. Mit denselben “Internationals“ konnte ich auch mein erstes NFL-Spiel in Jacksonville, dem zu Hause der Jaguars besuchen, was auch eine sehr schöne Erfahrung für mich darstellte. Die Hochschule bot hierfür sogar einen kostenlosen Shuttle-Bus vom Campus zum Stadion an, was für uns unendlich hilfreich war. Solche schönen Ausflüge blieben jedoch eher selten, da auch meine Kommilitonen oft am Wochenende noch "Assignments" erledigen mussten.

Die beste Möglichkeit, entferntere Orte zu besuchen, ergab sich im November, als die Hochschule in der Thanksgiving-Woche von Mittwoch bis Sonntag geschlossen war und einige Professoren bereits am Montag und Dienstag keine Veranstaltungen abhielten. So konnte ich ganze zwölf Tage lang reisen (von Donnerstag bis Dienstag). Ein persönliches Highlight war der Besuch, den mir mein Bruder abstattete, um mich während dieser Ferien zu begleiten. Gemeinsam verbrachten wir erst fünf unvergessliche Tage in New York und danach eine Woche bei einem amerikanischen Freund in Ohio, den wir schon seit fünf Jahren kennen, um gemeinsam Thanksgiving zu feiern und weitere großartige Dinge zu unternehmen. Dies war mit Abstand die schönste Zeit meines Auslandsaufenthalts, da sie sich wie Urlaub anfühlte, ich viel erleben konnte und nicht jeden Tag arbeiten musste. Die Reise konnte ich mir jedoch nur durch kontinuierliche Vorarbeit ermöglichen, sodass ich nach der Thanksgiving-Pause weniger zu tun hatte. Die meisten meiner Kommilitonen mussten die Pause für Assignments nutzen.

Ein umfassender Bericht über mein Auslandssemester erfordert auch eine Beschreibung der Herausforderungen, denen ich während dieser Zeit begegnet bin. Obwohl der UNF-Campus schön ist und einige Freizeitmöglichkeiten bietet, liegen der nächste Strand und das Stadtzentrum jeweils mehr als 14 km bzw. 23 km entfernt. Diese Distanzen verdeutlichen die Ausdehnung von Jacksonville, der flächenmäßig größten Stadt in den USA. Tatsächlich liegt die UNF so am Rande Jacksonvilles, dass das Zentrum ungefähr so weit entfernt ist wie Kerpen vom Kölner Zentrum – jedoch fehlt hier jegliche Möglichkeit, irgendetwas zu Fuß zu erreichen. Die USA sind zudem nicht für ihren gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr bekannt, was sich hier deutlich zeigte: Eine Busfahrt zum Strand hätte etwa eine Stunde und 30 Minuten gedauert. Es fehlen Fahrradwege, und sowohl das Mieten eines Autos als auch die Nutzung von Uber sind mit enormen Kosten verbunden.

Dieser Umstand führte dazu, dass ich mich als ausländischer Student im "land of the free" ohne ein eigenes motorisiertes Fahrzeug ein wenig "eingesperrt" auf dem Campus fühlte, da die Infrastruktur keine guten Möglichkeiten bot, schnell, günstig und spontan im Alltag zu reisen. Einzig der Bus zum "St Johns Town Center" verdient eine lobende Erwähnung, da er täglich bis zum Nachmittag regelmäßig und kostenlos vom Campus hin und zurück fuhr. Das Town Center gleicht in seiner Größe einem Stadtteil, der hauptsächlich aus gigantischen Parkplätzen und riesigen Supermärkten sowie anderen Geschäften besteht, in denen man alles Mögliche erwerben kann.

Hinzu kam, dass ich es in dieser gegebenen Situation schwer fand, richtige freundschaftliche Kontakte zu einheimischen Studierenden zu knüpfen. Einerseits hatte ich das Gefühl, dass mein Studienfach dabei eine Rolle spielte und die meisten IT-Studenten möglicherweise ihre Freizeit bevorzugt zu Hause, etwa am PC, verbringen und weniger daran interessiert zu sein scheinen, neue Leute kennenzulernen oder gar zu sich nach Hause oder zu Unternehmungen einzuladen. Hinzu kommt, dass die Mehrheit meines Jahrgangs nicht auf dem Campus wohnte, sondern entweder selbständig oder bei ihren Eltern außerhalb der Universität. Deshalb traf ich im täglichen Leben auf keine Kommilitonen in der Mensa oder im Fitnessstudio. Eine ältere Kommilitonin vertrat zudem die Meinung, dass dies teilweise auf die Nachwirkungen der Pandemie zurückzuführen sei, weil junge Menschen seitdem tendenziell lieber zu Hause Zeit verbringen und sich gegenüber neuen Kontakten zurückhaltender zeigten. Im Gegensatz dazu fiel es mir mit den internationalen Studierenden, überwiegend aus spanischsprachigen Ländern und Deutschland, wesentlich leichter, Kontakte zu knüpfen. Sie bewegten sich nicht in bereits etablierten, geschlossenen Gruppen, lebten ebenfalls auf dem Campus und nutzten, wie ich, sowohl die Mensa als auch das Fitnessstudio. Dies führte zu vermehrten Gelegenheiten, gemeinsame Freizeitaktivitäten zu unternehmen.

Zudem gab es keine großen Events wie Sportveranstaltungen der Uni, bei denen man auf jeden Fall seine Kommilitonen trifft. Dies war besonders schade, da ich zuvor Universitäten wie die LSU oder Ohio State besucht hatte, die für ihre Elite-Sportteams bekannt sind und dadurch das Zusammenkommen und die Gemeinschaft an der Uni fördern. Trotz lobenswerter Bemühungen, durch kleinere, universitätsinterne, saisonale Events ähnliche Effekte zu erzielen, wurde deutlich, dass diese nicht die gleiche Anziehungskraft und Intensität wie die sportlichen Großereignisse anderer Universitäten erreichen konnten, da das generelle Interesse der Studierenden hierfür begrenzt war. Die Veranstaltungen, zu denen unter anderem Comedy-Shows, Freiluftkino sowie spezielle Feiern wie das Oktoberfest oder ein Winterfest mit Angeboten wie kostenlosen Food-Trucks und Goodies gehörten, boten zwar Abwechslung, konnten aber meiner Meinung nach das gewünschte Gemeinschaftsgefühl und die Stimmung nicht nachhaltig fördern.

Bei meinen Beobachtungen auf dem Campus fiel mir darüber hinaus auf, in welchem Ausmaß die "Technosymbiose", die Verschmelzung von Mensch und Maschine, bei jungen Amerikanern vorangeschritten ist. Die dauerhafte Ablenkung durch iPhones und AirPods zieht viele Studierende nicht nur visuell, sondern auch akustisch in eine völlig andere Welt, sodass die direkte Umgebung oft vollkommen in den Hintergrund der Wahrnehmung tritt und die Möglichkeit zur direkten Interaktion mit anderen stark reduziert wird. Diese Technosymbiose durchdringt nahezu alle Lebensbereiche, egal ob während der Vorlesung, in der Mensa, ob allein oder in Gruppen, in der Bibliothek oder beim Anstehen bei Starbucks – überall sind Menschen in ihrer eigenen, durch Algorithmen optimierten, digitalen Unterhaltungswelt gefangen. Sogar das Mensa-Personal am Empfang oder an der Essensausgabe konnte keine Schicht ohne Dauernutzung dieser Geräte überstehen. Diese Beobachtungen haben dystopische Befürchtungen für die Zukunft in mir ausgelöst, verbunden mit der Hoffnung, dass sich ein durch maximalen digitalen Konsum geprägter Lebensstil nicht auch in Europa durchsetzt und eine zukünftige Ausprägung der Technosymbiose, wie etwa die Kombination einer "Apple Vision"-Brille mit AirPods, Menschen nicht noch stärker in den ununterbrochenen Strom audiovisueller Inhalte hineinzieht. Die zunehmende Abhängigkeit von diesen Geräten könnte zwar einerseits die Kommunikation erleichtern, weckt andererseits aber auch ernsthafte Sorgen über einen möglichen drastischen Rückgang direkter, persönlicher Interaktionen – mit potenziell gravierenden sozialen und psychologischen Konsequenzen.

Fazit

Alles in allem muss ich festhalten, dass ich jemandem, der ein Auslandssemester in Betracht zieht, persönlich eher empfehlen würde, eine Universität in einer Stadt mit vielen Entdeckungsmöglichkeiten (wie z. B. Boston, NYC, San Francisco) oder eine Universität, die für ihre Sportteams oder besonderen akademischen Erfolge bekannt ist, auszuwählen. Wer hauptsächlich Englisch im Alltag sprechen, von den angebotenen Kursen profitieren möchte, oder wer es schafft, ein Auto zu organisieren und vielleicht mehr Glück mit den Kommilitonen und seiner Unterkunft hat, wird jedoch sicherlich auch an der UNF sein Glück finden. Abschließend denke ich, sollte man entgegen anderen Erfahrungsberichten nicht davon ausgehen, dass ein Auslandssemester einem langen Urlaub mit ein wenig Lernaufwand nebenbei ähnelt. Es handelt sich eher um eine normale Fortsetzung des Studiums, nur an einem anderen Ort mit gelegentlichem Freizeitanteil, wenn keine Vorlesungen stattfinden oder mal ein Wochenende weniger zu tun ist - zumindest in einem technischen Studienfach.


Juli 2024


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