David Heitz - University of North Florida
Jacksonville, Florida, USA - 2022
Jacksonville
Jacksonville ist mit knapp 1 Million Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt von Florida und flächenmäßig sogar die größte Stadt der USA. Es gibt viele Strände entlang des Atlantiks und durch das Stadtzentrum fließt der St. Johns River. Insgesamt ist Jacksonville eine typisch amerikanische Stadt: breite Straßen, ein paar Hochhäuser im Zentrum und flächenmäßig riesig.
UNF
Der Campus der UNF ist sehr grün mit Pflanzen überall und Seen zwischen den Gebäuden. In den Seen leben Schildkröten (wirklich süß) und wohl auch kleine Alligatoren (ich habe gesucht, aber keine gesehen). Das Wetter hat sich zwischen Spätsommer und Winter etwas geändert. Im August war die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, es war heiß (ca. 30°C) und es gab jeden Nachmittag eine halbe Stunde lang Starkregen mit Gewitter. Das hat sich dann gegen Ende September geändert, die Luft wurde trockener bei gleicher Temperatur mit weniger Regen. Das war deutlich angenehmer zum draußen rumlaufen. An dieser Stelle muss man aber auch sagen, dass jedes Gebäude klimatisiert ist.
Bewerbungsverfahren, Kurswahl und Wohnen
Die Bewerbung startet damit, dass man sich bei Herrn Bartz meldet. Anschließend sollte man sich darum kümmern einen der beiden geförderten Studienplätze der Fakultät zu bekommen. Der Vorteil: man bezahlt die in-state tuition (bei mir 213$) statt die out-of-state tuition (bei mir 693$) pro credit hour. Man muss mindestens 12 credit hours belegen um als Student das Visum zu bekommen, also wird viel Geld gespart.
Dann leitet Herr Bartz Dokumente an die UNF weiter, die sich dann persönlich bei einem meldet. Anschließend gibt es ganz viele Unterlagen, die man ausfüllen und an die UNF schicken muss (z.B. Krankenversicherung, Bankbescheinigung und Impfbestätigungen). Im Endeffekt wird einem das DS2019 Formular geschickt (was man auch zur Einreise braucht) mit dem man sich bei einem US-amerikanischen Konsulat für das J1 Visum bewerben kann (das J1 Visum gilt für ein Semester).
Wichtig ist auf jeden Fall der Versuch ein Stipendium zu kriegen. Ich hatte Fulbright, HAW.International von DAAD und Promos im Auge. Da gibt es verschiedene Deadlines und Anforderungen, die man im Blick haben muss. Braucht man zum Beispiel einen Spachtestnachweis wie TOEFL oder ein Empfehlungsschreiben von einem Professor?
Die Kurswahl kann kompliziert sein, es gibt eine Kursliste von verfügbaren Kursen und deren Kurszeiten. Da die 12 credit hours erfüllt werden müssen, hat man dann einen relativ vollen Stundenplan. Die Anmeldung zu den Kursen hat bei mir problemlos mit dem International Office funktioniert, die mich in die Listen eingetragen haben. Auch als ich eine Lab-Session wechseln musste, war das International Office eine große Hilfe. Die bemühen sich alle Fragen zu beantworten, veranstalten Zoom Meetings zu Visum Fragen und geben wertvolle Tipps.
Wohnen ist etwas schwierig, zumindest war das bei mir so. Die beste Option ist das Leben auf dem Campus. Osprey Fountains ist da das beliebteste Wohnheim für ausländische Studenten. Dort gibt es auch Einzelzimmer mit gemeinsamer Küche und Bad mit 4 oder 6 Mitbewohnern. Vom Campus fährt auch ein Bus zum Towncenter zum Einkaufen. Seitdem die Preise von off-campus housing aber wohl stark gestiegen sind, sind die Plätze im Studentenwohnheim sehr beliebt. Ich landete auf einer Warteliste sehr weit unten, da sich Studenten vor Ort sehr viel früher bewerben können. Der Trick ist wohl sich bei den sogenannten LLCs (Living-Learning Communities) anzumelden, die haben reservierte Plätze im Wohnheim.
Im Endeffekt habe ich dann eine Facebook Gruppe gefunden, wo ich nach langem Suchen eine Unterkunft gefunden habe. Mein Mitbewohner war sehr nett und wir hatten eine tolle Zeit. Leider braucht man bei off-campus housing fast zwingend ein Auto. Der öffentliche Nahverkehr lässt sehr zu wünschen übrig und ist nicht vergleichbar mit Deutschland. Die günstigste Option ist dann ein Auto zu kaufen, das man später wieder verkauft, was bei mir glücklicherweise gut funktioniert hat.
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Studium, Leben und Ausflüge
Das Studium an sich ist mehr Aufwand als in Deutschland. Abhängig von Fach und Professor hat man wöchentliche Homeworks, Lab Reports, regelmäßige Tests, Midterm und Final Exams. Man ist also auch mit wenigen credit hours gut ausgelastet, wenn man gleichzeitig auch am Wochenende noch Ausflüge machen möchte. Bei gewählten Labs oder Kursen mit Materialaufwand, kommen meistens nochmal extra Kosten auf einen zu.
Was das Essen angeht, besuchen viele Studenten die Mensa auf dem Campus. Kostentechnisch lohnt es sich kaum selbst zu kochen, gerade wenn man im Wohnheim zwar eine Gemeinschaftsküche aber keine Ausstattung zur Verfügung hat. Bei regelmäßigen Mensabesuchen lohnt sich ein Meal Membership, also eine Anzahl an Eintritten in die Mensa. Ist man einmal in der Mensa, kann man von allen Essensausgaben so viel essen wie man möchte. Auf dem Campus gibt es neben der Mensa noch andere Möglichkeiten Essen und Trinken zu besorgen wie zum Beispiel Panda Express, Starbucks oder Chick-Fil-A.
Von Jacksonville lassen sich gute Ausflüge starten, da ist ein eigenes Auto natürlich von Vorteil. Die Stadt St. Augustine, die älteste Stadt der USA, ist in ca. 40 Minuten erreichbar, wo man durch die wunderschöne Innenstadt laufen kann. In Orlando (2h entfernt) sind die Universal Studios und Disney World sehenswert. Ähnlich weit wie Orlando nur am Atlantik ist das Kennedy Space Center und mit etwas Glück kann man da auch einen Raketenstart sehen, wenn man das entsprechend plant. Jacksonville und Tampa sind die nächsten Footballteams mit Stadien, die NFL Spiele waren sehr beeindruckend und für Sportinteressierte ein absolutes Highlight. Florida bietet auch wunderschöne Natur mit den sogenannten Springs, dort kann man in sehr klarem Wasser schwimmen gehen oder auch mit Kanus durch die Natur fahren.
Fazit
Das Auslandssemester in Jacksonville an der UNF war eine großartige Erfahrung, die Menschen sind sehr offen und man kommt leicht ins Gespräch. Es war spannend, Florida und die USA aus einer nicht touristischen Sicht zu erleben. Ich würde es jedem empfehlen, sollte das finanziell möglich sein. Die Einblicke in das Leben an einer amerikanischen Universität und in die Kultur in Florida fand ich sehr interessant und haben auch meinen Blick auf Vorurteile verändert.
Januar 2023