Alexander Meinert - California State University Long Beach

Walter Pyramid Sportarena on Campus (Bild: Alexander Meinert)

Long Beach, Kalifornien, USA - 2022


Einleitung

Im Rahmen meines Masterstudiums an der TH Köln habe ich im Spring Semester 2022 (Januar – Mai) ein Auslandssemester an der California State University, Long Beach (CSULB, USA) in der Fachrichtung Mechanical and Aerospace Engineering verbracht. Long Beach liegt südlich von Los Angeles an der Westküste der USA und ist für den zweitgrößten Hafen Nordamerikas bekannt. Während meines Aufenthalts konnte ich in den kalifornischen Lifestyle eintauchen, täglich meine Komfortzone verlassen und unbezahlbare Erfahrungen mit neuen Freunden aus der ganzen Welt sammeln.

Vorbereitung

Bereits während meines Bachelorstudiums hatte ich den Entschluss gefasst, ein Auslandssemester in den USA studieren zu wollen. Aufgrund der Covid-19 Pandemie musste ich mein Vorhaben immer wieder nach hinten verschieben, bis es im Januar 2022 endlich so weit war. Konkret habe ich mit der Planung etwa ein Jahr im Voraus begonnen.
Erste Schritte waren die Wahl der Gastuniversität sowie finanzielle Angelegenheiten. Der ausgezeichnete Ruf der CSULB, der Campus mit scheinbar unbegrenzten Freizeitmöglichkeiten und die Lage von Long Beach, umringt von Los Angeles, San Diego und Stränden, soweit das Auge reicht, haben mir die Entscheidung nicht nur leicht gemacht, sondern meine Erwartungen letztlich übertroffen.
Finanziell wurde ich im Rahmen des Stipendiums HAW.International durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützt. Dieses Programm richtet sich speziell an Studierende an deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Fachhochschulen. Ich kann eine frühzeitige Bewerbung für dieses Stipendium für Auslandsaufenthalte, die nicht im Rahmen des Erasmus-Programms gefördert werden, dringend empfehlen. Auf diese Weise konnten meine Studiengebühren, Flugkosten, Mietkosten und Versicherungsgebühren gedeckt werden. Andere Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung könnten das PROMOS-Stipendium oder Auslands-BAföG sein.
Weitere Planungsschritte betreffen die Unterkunft, medizinische Untersuchungen (ggf. verpflichtende Reiseimpfungen), einen Sprachtest und die Beschaffung von Einreisedokumenten. Insbesondere die Beantragung des US-Visums erfordert einige Zeit mit einem abschließenden Gespräch im US-Konsulat. Um den Überblick über alle notwendigen Schritte und Fristen zu behalten, empfehle ich eine Art Planungsdokument zu führen. Nützliche Tipps konnte ich zudem der Checkliste „Schritt für Schritt zum Studium ins Ausland“ des DAAD entnehmen. Natürlich steht auch das International Office jederzeit für Fragen zur Verfügung.

Wohn- und Lebenssituation

Die Wohnsituation wird stark dadurch beeinflusst, ob man sich für eine Unterkunft on- oder off-Campus entscheidet. Die überwiegende Mehrheit der Internationals entscheidet sich entweder für ein Zimmer in einem der Wohnheime auf dem Campus oder für eines der Apartment-Komplexe (u.a. Beverly Plaza) am sogenannten Traffic Circle unweit von der Universität. An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass sich die Studierenden in Südkalifornien in der Regel ein Zimmer zu zweit teilen, da die Mieten teils sehr hoch sind.
Da ich neben der Campus Vielfalt auch Land und Leute kennenlernen wollte, entschied ich mich für die off-Campus Unterkunft, die auf der Website der CSULB unter dem Namen „Elizabeth Manor“ aufgeführt ist. Dies stellte sich rückblickend als eine meiner besten Entscheidungen heraus und ich kann diese Unterkunft als „Geheimtipp“ nur weiterempfehlen. Bestehend aus einem Studentenhaus mitten in einer typisch amerikanischen Nachbarschaft beherbergt diese Unterkunft etwa 12 Bewohner. Alle erhalten ein privates, möbliertes Zimmer bei Mietkosten, die unterhalb der Wohnheimkosten liegen. Die sehr großzügige Vermieterin ist darauf bedacht, vorrangig an Studierende der CSULB zu vermieten. Dadurch entstand eine enge Gemeinschaft mit meinen Mitbewohnern, die insgesamt aus zehn verschiedenen Nationen kamen, u.a. aus Argentinien, Chile, Mexiko, USA, Südkorea, Finnland und Japan. Die interkulturellen Erfahrungen, die ich im täglichen Austausch mit meinen Freunden aus der ganzen Welt gesammelt habe, möchte ich nicht missen.
Ein weiterer Vorteil dieser Unterkunft ist, dass man umgeben von Leuten ist, die ähnliche Herausforderungen im Ausland meistern und auch gerne das Land erkunden wollen. Beispielsweise haben wir an den Wochenenden sowie im Anschluss an das Semester einige Road Trips zu den umliegenden Städten und Nationalparks gemeinsam unternommen. Aufgrund der hohen Anzahl an Anfragen ist eine Kontaktaufnahme mit der Vermieterin etwa zwei bis drei Monate im Voraus ratsam.

Zur Fortbewegung in Long Beach eignen sich ein Semesterticket (~150 Tage) des Busunternehmens „Long Beach Transit“ (LBT) sowie ein Studententarif beim „Long Beach Bike Sharing“. Umliegende Orte können mit den Taxiunternehmen Uber und Lyft erreicht werden und für weitere Strecken empfiehlt es sich, als Gruppe ein Auto zu mieten. Das öffentliche Verkehrsnetz in den USA ist unterdurchschnittlich ausgebaut und amerikanische Studenten haben in der Regel ein eigenes Auto.

Studienbedingungen

Grundsätzlich unterscheidet sich das amerikanische Lehrformat stark vom deutschen Hochschulsystem und wirkt teilweise verschult. Eine einzelne Modulnote setzt sich in der Regel aus Hausaufgaben (Assignments), Testaten (Quizzes), Zwischenprüfungen (Midterms), schriftlichen Endprüfungen (Finals) sowie der Anwesenheit und aktiven Teilnahme (Participation) zusammen. Als Folge der deutlich kleineren Gruppengrößen (<30) habe ich zudem eine stärkere Bindung zu den DozentInnen wahrgenommen, die auch während des Semesters individuelles Feedback zum eigenen Lernfortschritt geben. Das amerikanische System ist zwar mit höherem Aufwand im Semester verbunden, allerdings bleibt man dadurch kontinuierlich am Ball, was meiner Meinung nach zu einem nachhaltigen Lerneffekt führt. Außerdem habe ich den Lernaufwand und Stress vor den Finals als geringer wahrgenommen.

Als International wählt man Kurse im Umfang von 12 Units. Das Kursangebot erstreckt sich über weitaus mehr Fachbereiche als an deutschen Hochschulen. Hier sollte man den Vorteil ausnutzen, als International aus allen Fachbereichen wählen zu können und somit nicht nur Kurse aus dem eigenen Studiengang aufzunehmen. Da die CSULB starke Kooperationen im Bereich Luft- und Raumfahrttechnik hat, empfand ich diese Module sehr interessant und lehrreich. Weiterhin kann ich den beliebten Surf-Kurs empfehlen, bei dem ich das kalifornische Lebensgefühl auf besondere Weise kennengelernt habe.

Freizeit und Aktivitäten

Rund um Long Beach gibt es eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten, die allen Ansprüchen gerecht werden. Zunächst bietet der Campus unzählige Sportangebote, Clubs und Vereinigungen, denen man zu Beginn des Semesters beitreten kann. Dazu zählen ein riesiges Sportcenter, Bowlingbahnen sowie die „Walter Pyramid“ als Highlight des Campus. Ein College Basketballspiel in dieser Sportarena sollte man sich nicht entgehen lassen.
Abseits vom Campus zählten Volleyball-Spiele unter Palmen am Strand und Sonnuntergänge auf dem Signal Hill mit einem Ausblick bis nach L.A. zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.

Darüber hinaus habe ich von der im US-Visum enthaltenen „Grace Period“ Gebrauch gemacht. Diese ermöglicht die Einreise 30 Tage vor Beginn und Ausreise bis 60 Tage nach Ende des Semesters. In dieser Zeit habe ich mit meinen Mitbewohnern weite Teile Kaliforniens und Umgebung bereist. Zu meinen Favoriten zählen die Städte Los Angeles, Las Vegas, San Diego, Huntington Beach, Phoenix und ein Road Trip entlang der Westküste nach San Francisco. Zudem kann ich die Nationalparks Yosemite, Joshua Tree, Death Valley und Grand Canyon als Abenteuer empfehlen. Auch Reisen nach Hawaii, Florida und New York haben sich aufgrund günstiger Inlandsflüge angeboten.

Fazit

Zusammenfassend habe ich eine unglaublich bereichernde Zeit in den USA erlebt, die alle meine Erwartungen übertroffen hat. Ich habe innerhalb kurzer Zeit in einer neuen Umgebung ein zweites Zuhause gefunden, mich in einem anderen akademischen Bildungssystem zurechtgefunden und viele positive Erinnerungen mit neuen Freunden aus der ganzen Welt geschaffen. Auch wenn ein Auslandssemester kostspielig und mit einem ungewohnten Organisationsaufwand verbunden ist, kann ich jede/n Studierenden nur dazu ermutigen, während des Studiums den Schritt ins Ausland zu wagen. Ihr werdet es nicht bereuen. Ein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Kim und Herrn Prof. Dr. Bartz für die organisatorische sowie dem DAAD für die finanzielle Unterstützung.

Gemäß dem Motto der CSULB:

GO BEACH!


August 2022


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