Tim Breitbach - University of North Florida

Campus Gelände der University of North Florida, USA (Bild: Tim Breitbach)

Jacksonville, Florida, USA - 2012


Wenn du das hier liest hast du bereits mit dem Gedanken gespielt ein Auslandssemester zu machen. Ob es sich lohnt? Oh ja, das tut es auf jeden Fall! Und wenn du diesen Bericht hier liest hast du bereits eine richtige Tendenz auf den besten Standort den man sich nur vorstellen kann. Natürlich hat man bisher noch nie von jemandem gehört: "... oh hmm ja... ne war nicht so toll". Alle sagen immer es war super und dass sie es wieder tun würden. Das sollte die erste Message an dich sein! Aber ich fange am besten am Anfang an:

Wahl des Ortes

Ich habe mich damals frühzeitig mit dem Gedanken ein Auslandssemester zu machen beschäftigt (8 - 10 Monate vor Antritt) und habe mich damals mit den Locations USA (Ostküste, Florida), USA (Westküste, Kalifornien) und Australien (Sydney oder Melbourne) beschäftigt. Erster TIPP -> Frühzeitig Entscheiden! Ich habe so lange hin und her überlegt, bis ich letztendlich doch nicht mehr so viel Zeit hatte alles zu organisieren und es wurde stressig. Ich habe mich für die UNF in Florida entschieden, da es für meinen Fachbereich (Informatik) eine interessante Auswahl an Kursen gab, das Wetter im Frühling einfach Bombe ist und ernsthaft... Florida, Mann! OK, soviel dazu.

Vorbereitung

Dieser Punkt ist wichtig, da hiermit das Auslandssemester steht und fällt. Beschäftigt euch mit allem frühzeitig. Auslandsbafög, Auslandskrankenversicherung (hier aufgepasst, UNIs haben da exakte Vorlagen und akzeptieren nicht alles), Kreditkarte, Behausung, Visum, Studiengebühren, Reisepass, und und und. Das ist normalerweise eine riesige Flut an Informationen und man fühlt sich total erschlagen davon. Es kommt meistens auch der frustrierende Punkt, dass man einfach alles hin schmeißen möchte und es sein lässt, da man von vielen Seiten immer wieder Steine in den Weg gelegt bekommt. HALT! NICHT AUFGEBEN! Das ist mir auch widerfahren und ich kann nur sagen. Strukturiert eins nach dem Anderen abarbeiten und versuchen nicht den Überblick zu verlieren. Da muss man sich leider durch boxen, aber letztendlich lohnt es sich, das müsst ihr mir glauben!

Nun leider etwas Negatives...

Auslandsbafög

Hier gilt wieder: frühzeitig. Das Bafögamt möchte eigentlich nichts raus geben und ist daher immer unfreundlich und nicht hilfsbereit. Bei mir war es leider sogar so, dass ich die bereits bezahlten Quittungen von meiner Kreditkarte per eMail einreichen musste als ich schon im Ausland war, da das Amt mir vorher nicht geglaubt hatte, dass ich Studiengebühren bezahlt habe. Selbst eine offizielle Immatrikulationsbescheinigung mit Siegel und Beträgen der offiziell angefallen Belastungen haben dem Amt nicht ausgereicht. Hier heisst es wieder, hartnäckig bleiben und durchboxen.

Stipendium

Ich habe mich damals auch bezüglich Stipendien informiert und leider auch hier nur schlechte Erfahrungen gemacht. Da man parallel meist nur ein Stipendium in Anspruch nehmen darf hatte ich mich damals für das bekannte PROMOS Programm des DAAD entschieden. Hierbei wurde zunächst mitgeteilt, dass noch nie jemand mit gar keiner Unterstützung losgeschickt wurde. Dann wurde einem vermittelt, dass man eigentlich nicht förderungsfähig ist, da das Semester der USA innerhalb des deutschen Wintersemesters anfängt und während des deutschen Sommersemesters aufhört. Na toll. Anschließend wurde einem zugesprochen eine „Sonderlösung“ gefunden zu haben und die Bewerbung ging durch. Letztendlich hat es so geendet, dass ich im Februar (Ich war bereits seit Anfang Januar im Ausland an der UNF) eine eMail bekam, dass es gut aussehe, dass es allerdings noch keine offizielle Bestätigung gäbe. Anschließend wurde ich im März ohne Grundangabe abgewiesen und das Thema war abgehakt :/

Finanzen

Hier kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Je nachdem was ihr so unternehmen wollt müsst ihr zwischen 12.000 und 15.000 € einplanen. Hier eine kleine Liste, die von offizieller Seite anfallen:

  • Wohnen 1200$ pro Monat in einem Dorm
  • Studiengebühren sind beim Master bis 1300$ pro Kurs, Bachelor bis ca. 900$ (Die Kurse weichen preislich voneinander ab)
  • bis zu 1000$ an Kosten für Bücher (ohja Bücher sind sehr teuer und Pflicht für die Kurse da drüben)
  • Oh und dann gibts für jeden Kram Fees (also Gebühren) man zahlt sogar für das Bezahlen der Studiengebühren Gebühren... Unglaublich aber wahr!
  • Flug hin und zurück ca 1000€
  • Visum und damit verbundene Gebühren ca 350€
  • dazu kommen noch eine Reihe kleinere Kosten die sich summieren

Ich hatte, auch aufgrund meines Masterstudiums, offizielle Umkosten von ca 12.000 Euro. Dazu kommen dann noch Essen, mal nen Bierchen abends ;) und eventuelle Trips.

Wohnung

Die Wohnungen in nem Dorm dort sind spärlich möbliert, jedoch absolut ausreichend. Küchengeräte jeder Art (Kühlschrank, Toaster, etc) sind nicht inklusive, jedoch gibt es eine Gemeinschaftsküche mit Mikrowelle, Herd, Backofen und Sitzmöglichkeiten. Was die Zimmer angeht, Bett, Schrankecke, Schreibtisch, Stuhl, Fenster, Rollcontainer. Das wars. Wichtig! Keine Kissen, keine Bettdecke, keine Bezüge, kein Duschvorhang. Das muss alles gekauft werden.

SOOOO nun mal wieder etwas Positives:

Studentenwohnheim (Dorm)

Ich habe mich damals im Studentenwohnheim Osprey Fountains einquartiert. Es war das einzige mit Pool und der ist zu Sommerzeiten auch bitter nötig. Es ist das neuste und bietet wirklich alles an Extras was ein 4 Sterne Urlaubshotel in der Türkei oder Griechenland nicht auch hätte (siehe Bilder): Pool, Lazy River, Volleyballplätze, Tennisplätze, Basketballplatz, Poolhall (mit Billard, Airhockey, Kicker, Tischtennis, ...), Kiosk/Imbiss, Fitness Studio direkt im Gebäude. Falls einem das Sportangebot nicht ausreicht kann man bis spät Abends noch die Sporthalle der Uni und das große Fitnessstudio der Uni verwenden (10 min Fußweg).

Sprache

Ist grundsätzlich kein Problem. Ich bin alles andere als sprachbegabt und bin mit gebrochenem Schulenglisch dort angekommen. Da gibts nur eins: practise, practise, practise. Andere Internationals dort (z.B. Frankreich und Argentinien) sind um einiges schlechter als man sich nur vorstellen kann und die kommen auch klar. Das sollte einen auf keinen Fall abschrecken! Für die absoluten Härtefälle gibt es da auch spezielle Kurse, die man parallel zu seinen gewollten Kursen belegen kann um besser in die Sprache rein zu kommen. Diese sind jedoch für Deutsche in der Regel nicht notwendig.

Studium

Das Studium läuft dort etwas anders ab als hier in Deutschland. Zusammengefasst ist der qualitative Anspruch etwas niedriger, jedoch ist die Anzahl an wöchentlichen Abgaben wesentlich größer. Jede Abgabe wird zudem noch bepunktet, wobei die Summe aller Punkte am Ende des Semesters deine Note ausmacht. Demnach setzt sich die Endnote aus Tests (Prüfungen), Abgaben (Hausaufgaben) und Aufgaben während der Vorlesungen zusammen.

Freizeit

Die Freizeit kann man ganz individuell gestalten, jedoch ist man sehr stark eingeschränkt ohne eigenes Auto. Auf dem Campus der UNF kann man sich zu Fuß sehr gut bewegen und alles erreichen. Jacksonville als Stadt ist jedoch sehr weit auseinander gezogen und alleine zum Strand zu kommen ohne eigenes Auto oder jemanden der einen mit nimmt ist fast unmöglich. Aus diesem Grund haben wir uns damals mit 6 Personen (3 Deutsche und 2 Franzosen zusammen) einen Van gekauft, um mobil zu sein. Das war wesentlich günstiger als etwas zu leihen. Anmelden und Versicherung kosteten für ein halbes Jahr jeweils um die 400$. Den GMC Van (siehe Bild) haben wir für 1900$ gekauft, sind 22.000 Meilen gefahren und haben ihn dann wieder für 1600$ verkauft. Hat sich also gelohnt ;)
Hier gilt wieder nicht vom bürokratischen Aufwand abschrecken lassen und einfach machen!

Fazit

Am Anfang hab ich eine der wichtigsten Fragen kurz angeschnitten. Würde ich es wieder tun? Und darauf kann ich nur ein eindeutiges, hundertprozentiges und unumstößliches JA antworten. Unterm Strich war es eine der besten Zeiten meines Lebens und ich erinnere mich sehr gerne daran zurück. Ich habe viele Leute aus der ganzen Welt kennen gelernt, zu denen ich noch heute Kontakt über Facebook pflege. Ich habe Sachen gesehen und miterlebt, wovon ich immer dachte, dass sie nur im Fernsehen stattfinden würden. Das Studium war im Endeffekt leichter als gedacht. In den meisten Fällen macht man sich wirklich nur selber verrückt. Die Professoren sind gerade bei Internationals sehr hilfsbereit. Das gilt gleichermaßen auch für die Kommilitonen. Als International ist man für jeden interessant und findet schnell Anschluss, wenn man etwas offen ist. Ich hoffe ich habe dir einen kurzen aber prägenden Eindruck meines Lebensabschnitts an der UNF geben können. Abschließend bereue ich nur eins: Ich hätte zwei Semester rüber gehen sollen ;)

Februar 2015


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