Hannes Weitekamp - Tennessee Technological University

Menschen bei einem Konzert vor einer Musikbühne  (Bild: Hannes Weitekamp)

Cookeville, Tennessee, USA - 2007


Als Masterstudent der Technischen Informatik hatte ich die Wahl zwischen einem Praxis- oder Auslandssemester im Verlauf des Studiums. Von Freunden hatte ich nur von guten Erfahrungen bei Auslandsaufenthalten gehört, deshalb entschied ich mich im März 2007 mich für ein Auslandssemester an der Tennessee Tech University zu bewerben. Die Vorlesungen begannen Ende August, also war die Zeit recht knapp bemessen. Dank der sehr hilfsbereiten Kontakte an der TTU konnte ich aber alle Vorbereitungen rechtzeitig vor Beginn des Herbstsemesters erledigen.

Der Kontakt zur TTU bestand nicht über ein Austauschprogramm, so dass die weitere Organisation zwischen Ansprechpartnern an der Uni und mir direkt per Email ablief. Auf diese Weise erhielt ich die benötigten Unterlagen für ein Studentenvisum in den USA, mit denen dann auch ein persönlicher Besuch in der Botschaft notwendig ist.
Nach dem Einschreiben bei der TTU konnte ich Aufgaben wie Kurswahl, wohnen auf dem Campus und sogar das Zahlen der Gebühren online erledigen.

Im August 2007 ging die Reise mit einem Flug von Frankfurt nach Atlanta los. Dort besuchte ich einen Freund und machte mich zwei Tage später mit einem Mietwagen auf den Weg zur TTU nach Cookeville, Tennessee.
Dort traf ich am „Move-in Day“ ein, also dem Tag an dem neue Studenten frühestens ihre Zimmer auf dem Campus beziehen können.

Die Unterbringung auf dem Campus hat ihre Licht- und Schattenseiten. Ein übliches Zimmer ist etwa 15qm groß, mit zwei Studenten belegt und beinhaltet zwei Betten, zwei Schreibtische und Schränke. Gemeinschaftsduschen und –toiletten gibt es jeweils für die ganze Etage. Günstig ist die Miete dabei trotzdem nicht, ein WG-Zimmer im Ort kostet meist weniger. Wer erst vor Ort eine Wohnung außerhalb des Campus findet, kann aber innerhalb einer Frist noch aus seinem Campuszimmer ausziehen und die restliche Miete zurück bekommen.
Trotz allem würde ich Austauschstudenten empfehlen, auf dem Campus zu wohnen, wenn sie die spartanischen Verhältnisse nicht stören. Ein Vorteil ist die zentrale Lage, von der alle Universitätsgebäude zu Fuß zu erreichen sind. Außerdem kann man hier sicher am schnellsten Kontakte knüpfen, und man ist bei allen Aktivitäten mitten im Geschehen. Grade für die kurze Zeit von nur einem Semester empfand ich das als die beste Lösung. Auf dem ganzen Campus gibt es W-Lan und die Zimmer haben Klimaanlagen, was im Sommer 2007 lebensnotwendig war.
Neben Wohnungen gibt es auf dem Campus auch genügend Möglichkeiten zu essen. Mit einem so genannten Meal Plan hatte ich 15 Mahlzeiten pro Woche zur Verfügung, die ich in der Cafeteria oder allen Campusrestaurants einlösen konnte.

Cookeville ist ein Ort mit etwa 25.000 Einwohnern und 12.000 Studenten, trotzdem sind die Distanzen außerhalb des Campus groß und ohne Auto kommt man nicht einmal zum Einkaufen. Nahverkehrsmittel gibt es nicht, aber für einzelne Fahrten kann man recht günstig Taxis benutzen.
Der Ort bietet viele Geschäfte, Fast-Food, ein Kino und einen Club, der von Studenten gut besucht ist. Wenn etwas Abwechslung gefragt ist, ist aber auch die 80 Meilen Fahrt nach Nashville oder Chattanooga kein Problem, ein Auto ist natürlich vorrausgesetzt.
In der näheren Umgebung von Cookeville gibt es vor allem Natur, zum Beispiel einige Wasserfälle und Flüsse in denen man im Sommer gut baden kann.

Nachdem ich auf dem Campus angekommen war, blieben noch zwei Wochen bis zum Start der Vorlesungen. In dieser Zeit gab es jede Menge Programm zur Einführung der Erstsemester und neuer Austauschstudenten, bei dem man die Uni und vor allem die neuen Kommilitonen kennen lernen konnte.

Anschließend begann das Semester, was einiges an Arbeit bedeutete, da ich zusätzlich zu meinen Pflichtkursen noch zwei Module gewählt hatte die mir für mein Studium in Köln anerkannt werden konnten. Schnell wurde auch deutlich, wo die Unterschiede zum Studium in Deutschland liegen. Vieles erinnert mehr an Schule, zum Beispiel haben die meisten Vorlesungen Anwesenheitspflicht und Hausaufgaben, und es werden auch während des Semesters häufig Tests und Klausuren geschrieben. Die Sprache dagegen war kein Problem; da gerade in der Informatik die meisten Fachbegriffe sowieso englisch sind, war es nicht schwierig den Dozenten zu folgen.
Die Sprachpraxis bekam man auf diese Weise ganz nebenbei, die Uni bietet aber auch Zusatzkurse für Ausländer an.

Neben dem Lernen bleibt natürlich auch Freizeit, und dafür wird auf dem Campus wirklich einiges geboten. Es gibt vor allem eine große Auswahl an Sport, unter anderem ein gut ausgestattetes Gym, ein Schwimmbad, Tennis, Squash, Basketball, Baseball etc. Für Studenten sind alle Angebote kostenlos. Regelmäßig kann man auch die Heimspiele der Universitätsteams besuchen, dafür gibt es eigens ein Footballstadion und eine Basketballhalle.

Über Feiertage und Ferien hatte ich auch die Gelegenheit mehr vom Land zu sehen, am besten geht das mit einem Mietwagen den man sich zu mehreren Personen teilt. Bei einem 1000 Meilen Roadtrip nach Miami durch Georgia und Florida hatten wir so die Freiheit, unterwegs zu halten wo wir wollten.

Nach Ende des Semesters im Dezember nahm ich mir noch die Zeit für eine Abschlussreise entlang der Ostküste mit Freunden. Silvester verbrachten wir in New York, von wo ich dann den Rückflug nach Frankfurt nahm.

Das Auslandssemester war insgesamt ein Höhepunkt meines Studiums, und ich kann jedem empfehlen die Chance zu nutzen und diese Erfahrung zu machen. Ich möchte mich bei der FH Köln, besonders Herrn Prof. Dr. Bartz, Herrn Prof. Dr. Nissen und Herrn Prof. Dr. Büchel, und der Tennessee Tech University für die Unterstützung und den reibungslosen Ablauf bedanken.

Februar 2015


M
M