Berkay Bentetik - Seoul National University of Science and Technology

Seoul, Südkorea - 2024
Warum Südkorea
Da ich schon immer ein großes Interesse an einem Auslandssemester hatte und mein Studiengang dies unterstützt, habe ich mir das Angebot unserer Partnerhochschulen genauer angeguckt und viele interessante Angebote gesehen. Nachdem ich 2023 an der Exkursion nach Seoul und Busan (Südkorea) teilgenommen habe und zwei unserer Partnerhochschulen besucht habe, ist mein Interesse für ein Auslandssemester in Südkorea gestiegen. Daraufhin habe ich mich für ein Auslandssemester beworben und wurde für das Wintersemester 2024 an der Seoultech angenommen. Seoul gilt als eine der Medienhauptstädte der Welt und ist super digitalisiert. Während der Exkursion wurde ich schon von der koreanischen Kultur inspiriert und habe neue Perspektiven auf Technologie und Digitalisierung bekommen.
Vorbereitung
Für mein Auslandssemester habe ich mich im Dezember 2023 beworben und die offizielle Nominierung wird der Partnerhochschule zwischen März und April mitgeteilt.
Einmal beworben, werden von der Partnerhochschule ein Motivationsschreiben und ein Englischtest benötigt. Das D2-6 Visa muss man beim südkoreanischen Konsulat beantragen. Ich habe jedoch auf Empfehlung meines Vorgängers den Service vom Korea Visa Application Center – Berlin (KVAC) genutzt. Gegen eine Gebühr kümmert sich das Unternehmen sehr schnell und zuverlässig um die Visa-Anmeldung.
Bei mir hat dies nur zwei Wochen gedauert. Da die Seoultech immer deutliche Guides schickt und immer sehr schnell auf jede Frage antwortet, gab es keine Komplikationen.
Als alles offiziell bestätigt wurde, habe ich mir die Flüge vom 25. August bis zum
1. Februar angeguckt und mich für die Lufthansa entschieden. Im Jahr zuvor bin ich mit der Fluggesellschaft Emirates geflogen, da diese meistens einen guten Preis und ein tolles Angebot für Studenten anbieten (10% auf den Vollpreis und 10KG extra Check-in-Gepäck). Als Bank-/Karte habe ich mich für Revolut mit dem Ultra-Abonnement entschieden. Meine Karte hat in Korea zu 99% funktioniert. Außerdem konnte ich nach dem Eröffnen meines koreanischen Bankkontos ohne Gebühr innerhalb von einigen Sekunden Geld international schicken. Ein kleiner Tipp wäre, dass man zu der Ultra-Karte noch eine weitere Visa-Karte von Revolut bestellt, da meine Mastercard-Karte manchmal Probleme mit den koreanischen Terminals hatte. Da in Südkorea einige Apps wie zum Beispiel Google Maps oder andere Anwendungen nicht funktionieren, würde ich empfehlen, dass man sich vorher schon einmal die Apps herunterlädt und sich etwas mit der UI bekannt macht. Apps die ich auf jeden Fall empfehlen kann, sind Kakaotalk, da dies das WhatsApp von Südkorea ist und für Navigation NAVER Maps, Kakao Maps, Subway Korea. Diese Anwendungen bieten optimale Routen mit aktuellen Abfahrtzeiten für fast jeden ÖVP an. Andere Apps wären KakaoT und Uber um Taxis zu rufen, da man die Routen schon in der App bestimmen und sehen kann. Für Übersetzungen habe ich meistens die Übersetzen-App von Apple oder ChatGPT genutzt, diese haben mir am meisten geholfen. Ein paar Wochen vor Beginn des Semesters schreiben einem die Buddies aus dem International Student Club der Seoultech an und helfen einem, einen guten Start ins Semester zu haben.
Ankunft
Nach meiner Ankunft in Seoul habe ich mich für den Airport Shuttle Bus entschieden. Dieser hat unterschiedliche Linien, die in fast jedem Stadtteil alle 30 Minuten in Seoul fahren.
Mit einem Preis von etwa 17.000₩ ist der Bus etwas teurer als die Airport Metro, welche ungefähr 5.000-7.000₩ kostet. Meiner Meinung nach ist aber der Bus besser, da man nach einem langen Flug vielleicht Probleme mit der Orientierung hat, da der Busfahrer einem hilft bzw. Bescheid sagt, wenn man aussteigen muss und man keine Treppen mit einem Koffer steigen muss. Zusätzlich gibt es noch Taxis, die aber mit Preisen ab 60.000-80.000₩.
Auf keinen Fall bei Fahrern einsteigen, die einen am Flughafen ansprechen!
Unterkunft
Für die Unterkunft gab es drei Optionen: als Erstes kann man in einem von zwei Wohnheimen an der Seoultech bleiben, der Preis für ein Zimmer variiert nach Gebäude und wie viele Mitbewohner man haben möchte.
Die zweite Option ist, sich eine Wohnung über einen Immobilienmakler zu suchen, jedoch wollen diese meistens eine hohe Kaution.
Als Letztes gibt es noch die Option, über verschiedene Webseiten private Wohnheime zu finden. Diese waren meistens etwas entfernt vom Campus und eventuell teurer, aber haben auch den Vorteil, dass sie näher zur Innenstadt liegen. Ich habe mich für diese Möglichkeit entschieden und habe das Pixel Haus im Stadtteil Hoegi(회기) ausgewählt. Hoegi ist ein Stadtteil im Nordosten von Seoul und ist ein angenehm belebter Stadtteil. In Hoegi direkt liegt die Kyunghee Universität und die Hanguk University of Foreign Studies. Dadurch, dass es dort viele internationale Studenten gibt, ist die Auswahl an Restaurants aus verschiedenen Kulturen sehr stark in Hoegi vertreten. Ich habe viel Spaß gehabt, die verschiedenen Restaurants auszuprobieren. Außerdem fährt in Hoegi die Linie 1, mit der man jeden Hotspot in höchstens 45 Minuten und maximal einem Transfer erreichen kann. Dazu fährt auch die Gyeongchun Line(경춘) und Gyeongchung(경중), diese habe ich aber weniger benutzt. Zur Seoultech habe ich meistens den 1222 Bus genommen und bin in Soekgye(석계역) in den Nowon 13(노원13) welcher der Campus Bus ist, umgestiegen. Vom Campus nach Hause ist es jedoch sinnvoller, den 1224 oder 1227 zu nehmen. Diese halten hinter der Hoegi Bahnhaltestelle und haben eine ziemlich direkte Route. Falls ich mal am Campus zu viel Zeit verbracht habe, gab es ebenfalls die Möglichkeit den N13 zu nehmen, welcher ein Nachtbus ist und alle 15 bis 45 Minuten die ganze Nacht fährt. Dieser hat ebenso eine erhöhte Gebühr von 2.500₩. Taxen sind in Südkorea kosten günstiger und können bei bestimmten Routen infrage kommen.
Zu Seoultech
Seoultech (Seoul National University of Science and Technology) ist eine staatliche Universität im Stadtteil Nowon-Gu(노원구). Der Campus liegt somit im Nord-Osten Seouls und liegt daher etwas außerhalb. Der Campus liegt zwischen den zwei Bahnhaltestellen Gongneung(공릉역) und Hagye(학예역) der Linie 7 und ist somit ungefähr eine Dreiviertelstunde von der Innenstadt entfernt. Dieser Campus gehört zu einem der größten in Seoul, ist aber trotzdem sehr übersichtlich und hat eine tolle Atmosphäre. Die Mensa befindet sich neben der Bibliothek und bietet Mahlzeiten zu einem sehr fairen Preis an. Mein persönliches Highlight war das Festival an der Uni am Anfang des Semesters. Bei dem dreitägigen Festival kamen sechs verschiedene koreanische Künstler aus unterschiedlichen Genren und haben für die Studenten und umliegenden lebenden Anwohner eine Show gegeben. Zudem haben die Studenten tolle Stände aufgebaut, wo man an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen konnte.
Studium an der Seoultech
Für mein Auslandssemester habe ich an folgenden sechs Kursen teilgenommen und absolviert:
1. Introduction to International Business: In dem Kurs haben wir uns mit Krediten, Währungen und deren Rechnungen in Internationaler-Relation auseinandergesetzt.
Ich kann das Modul auf jeden Fall weiterempfehlen, da ich sehr viel mitnehmen konnte.
2. Basic Korean 1: In diesem Kurs haben wir mit dem Lernen von Hangeul angefangen und haben uns mithilfe des Workbooks jede Woche durch neue tägliche Szenarien anhand der Kapitel durchgearbeitet. Ich kann diesen Kurs mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
3. Mobile Programming: In diesem Kurs haben wir uns mit dem Erstellen von Android-Apps mit Java auseinandergesetzt. Falls man Interesse in diesem Gebiet hat, würde ich jedoch den Kotlin-Kurs empfehlen, da ich finde, dass Java mit Android nicht mehr aktuell ist.
4. Machine Learning: Dieser Kurs war meiner Meinung nach sehr theoretisch und unübersichtlich. Falls man zuvor nicht viel Programmier- und Mathematik-Erfahrung hat, kann dieser Kurs schwer verständlich sein.
5. Machine Learning in Finance: In diesem Kurs haben wir uns mit der Praxis von Machine Learning Algorithmen auseinandergesetzt und haben parallel ein eigenständiges Projekt zu den Vorlesungen begleitet. Diesen Kurs fand ich interessant, weil wir das Gelernte direkt ausprobieren konnten.
6. Open Source Software: Für mich war Open Source Software ein interessanter Kurs, weil in den Vorlesungen Python kompakt von einer anderen Sichtweise mit Praxisbeispielen erklärt wurde. Als Leistung wurde wöchentlich eine Hausaufgabe verlangt, eine Midterm geschrieben und es gab eine finale Projektabgabe. Diese Art von Kurs war neu für mich, aber dadurch auch interessant.
Die SeoulTech bietet neben den Kursen verschiedene Clubs an, in denen Studierende an Freizeitaktivitäten teilnehmen können. Falls man Interesse an Sport oder anderen Freizeitaktivitäten hat, kann man einen Club anfragen und auch eventuell teilnehmen. Darunter bietet der ISC (International Student Club) auch mehrmals im Semester Kurse wie Language Exchange, Fotografie Touren oder kulturelle Besuche an. Diese Events bieten eine tolle Gelegenheit, sich mit anderen internationalen Studierenden und Einheimischen zu vernetzen und die Stadt über den Uni-Alltag hinaus kennenzulernen.
Leben in Südkorea
Seoul ist eine der sichersten Städte, in denen ich je war. Zu jeder Tages- und Nachtzeit konnte ich mich frei bewegen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, was auch meine Familie beruhigt hat. Die Stadt ist zudem außergewöhnlich sauber, was das Wohlbefinden im Alltag noch verstärkt. Seoul ist eine lebendige Metropole, die niemals schläft und unzählige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bietet. Egal zu welcher Uhrzeit, es gibt immer etwas zu erleben. Die Stadt ist geprägt von einer faszinierenden Mischung aus Tradition und Moderne, mit zahlreichen Museen, Tempeln, Palästen, Märkten und Einkaufsvierteln. Nennenswerte Stadtteile sind Myeongdong(명동), Konkuk University/Kondae(건대), Hongdae(홍대), Itaewon(이태원) und Seongsu(성수), Gangnam(강남). Jeder dieser Stadtteile bietet ein einzigartiges Erlebnis: Myeongdong ist bekannt für seine Einkaufsstraßen und Streetfood, Konkuk University/Kondae für trendige Cafés und junge Atmosphäre, Hongdae für kreative Szene, Live-Musik und Nachtleben, Itaewon für seine internationale Vielfalt und Seongsu für hippe Boutiquen, moderne Kunstgalerien und stylische Cafés. Seoul ist nicht nur eine pulsierende Metropole, sondern auch eine Stadt mit vielen versteckten Oasen, die den perfekten Mix aus urbanem Leben und entspannten Rückzugsorten bieten.
Egal, ob man sich für Geschichte, Mode, Nachtleben oder Natur interessiert, in Seoul findet man immer etwas Neues zu entdecken. Ein Tipp von mir wäre, dass man sich manchmal Zeit nimmt und einfach auf gut Glück in ein fremdes Viertel fährt und diese erkundet. So haben wir tatsächlich sehr schöne und leckere Funde gemacht. Ich persönlich hatte die meiste Zeit in Seoul schönes Wetter, besonders in den ersten Monaten, die größtenteils sonnig waren. Im November änderte sich das jedoch schlagartig, und die Temperaturen fielen innerhalb von ein bis zwei Tagen von 15 bis 20 °C auf +3 bis -3 °C. Der Winter in Südkorea ist deutlich kälter als in Deutschland, Temperaturen von -12 °C sind völlig normal. Zudem ist Seoul eine sehr windige Stadt, was die gefühlte Kälte noch verstärkt. Besonders in dicht bebauten Stadtteilen wie Gangnam spürt man den starken Wind zwischen den Hochhäusern besonders intensiv. Deshalb sollte man sich im Winter bei kalten Temperaturen extra warm anziehen. Falls man auch mal andere Länder in Asien besuchen will, gibt es viele Möglichkeiten. Man kann in unter zwei Stunden Flugzeit schon andere Metropolen wie Shanghai, Beijing, Tokyo besuchen. Dies ist eine tolle Möglichkeit, um den Kontrast zu den anderen Ländern und Kulturen zu sehen.
Alltag
Das Leben in Seoul ist schnelllebig und geprägt von einer effizienten Infrastruktur. Öffentliche Verkehrsmittel sind hervorragend ausgebaut, pünktlich und kostengünstig. U-Bahnen und Busse bringen einen rund um die Uhr schnell durch die Stadt. Allerdings sollte man beachten, dass es in den Bahnen ruhig zugeht und laute Gespräche oder Telefonate unüblich sind. Koreaner sind sehr diszipliniert und fleißig, was sich besonders in der Arbeits- und Lernkultur zeigt. Viele Menschen verbringen lange Stunden in der Arbeit oder an der Universität, weshalb auch 24/7-Cafés und Co-Working-Spaces sehr verbreitet sind. Die Bibliothek der Seoultech ist rund um die Uhr geöffnet und zu Zeiten der Klausurphase bis in die frühen Morgenstunden gefüllt.
Das Stadtleben ist geprägt von Technologie: digitale Bestellsysteme in Restaurants und Lieferdienste sind allgegenwärtig. Dazu kommt auch, dass man in Seoul nicht viel Geld für Essen und Trinken ausgeben muss, da es ein sehr hohes Angebot gibt und man somit immer ziemlich kostengünstig vorankommt. Falls es mal schnell gehen muss, gibt es für den kleinen Hunger mehrmals in jeder Straße Convenience Stores, welche ein großes Angebot an Snacks oder kleinen Mahlzeiten wie z.B. Gimbab(김밥), Ramen(라면) und weiteres anbietet. Anders als in Deutschland kann man in Korea an jeder Metro-Haltestelle auf eine saubere Toilette gehen. Diese sind sehr sauber und werden mehrmals die Stunde gereinigt. Außerdem sollte man in Korea auf die Mülltrennung achten, da z.B. Essensreste eine besteuerte eigene Mülltüte haben.
Dazu findet man in den Straßen und außerhalb von Toiletten oder Cafés kaum Mülltonnen.
Meine Empfehlungen
Sachen die ich auf jeden Fall empfehlen kann, sind einmal Lammspieße(양꼬치), den Besuch nach Busan oder andere Länder in der Nähe und die Climate-Card. Ich würde hier Hongkong und Shanghai empfehlen, diese Städte haben mich besonders beeindruckt. Aber natürlich lohnt es sich auch Japan zu besuchen, da der Flug nach Tokio unter zwei Stunden dauert und man dies eventuell mit einer kleinen Rundreise mit der Fähre von Fukuoka nach Busan verbinden kann. Mein Lieblingsstadtteil in Seoul ist Songpa-Gu(송파구) und kann sich mit dem Lotte World Tower und Lotte World sehen lassen. Dazu finde ich, dass Songpa im Vergleich zu anderen Vierteln relativ ruhig ist und eine sehr harmonische Nachbarschaft hat. Dazu hat Songpa-Gu auch viele Straßen mit vielen verschiedenen Freizeit angeboten und Möglichkeiten.
Die Climate-Card ist ein Angebot, mit der man unbegrenzt Bus und Bahn im Bereich Seoul fahren kann. Dazu gibt es wöchentliche oder monatliche Tarife. Durch die Climate-Card kann man ohne Gebühren mit Bus und Bahn fahren, was sich schon nach ein bis zwei Wochen lohnen kann. Die Karte kann man auch für Nacht-Busse und gewisse Schnellzüge im Bereich Seoul benutzen.
Fazit
Im Ganzen kann ich sagen, dass ich mehr als glücklich mit meiner Entscheidung für ein Auslandssemester bin. Die Kultur, Erfahrungen und Freundschaften, die ich dort gemacht habe, sind einzigartig und unvergesslich. Ich habe nicht nur eine neue Stadt erkundet, sondern auch eine weitere Heimat gefunden.
Falls jemand diesen Bericht liest und über ein Auslandssemester in Südkorea oder sogar an der SeoulTech nachdenkt, kann ich es ohne Bedenken empfehlen.
Die Mischung aus moderner Technologie, faszinierender Kultur und herzlichen Menschen macht Seoul zu einem unglaublichen Ort zum Leben und Studieren.
Ich werde in der Zukunft auf jeden Fall wieder nach Seoul zurückkehren und das nicht als Tourist, sondern als jemand, der sich dort wie zu Hause fühlt.
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März 2025