Robert Rose - Universidad Politécnica de Valencia
Valencia, Spanien - 2017
Ankunft
Im August 2016 ging es voller Vorfreude in den Flieger nach Valencia, wo ich vom Flughafen aus erst einmal zu einem Hostel in die Innenstadt gefahren bin, in dem ich mir aus Deutschland schon ein Bett gemietet habe. Für die Wohnungssuche in Valencia habe ich eine Woche einkalkuliert, was im Nachhinein auch gut geklappt hat. Es hat nicht lange gedauert, bis ich im Hostel auf gleichgesinnte gestoßen bin, andere deutsche Erasmus-Studenten, die auch auf Wohnungssuche waren. Die ersten Tage saßen wir zusammen im Hostel und suchten sämtliche Internetportale nach WG-Zimmern ab. Alle hatten das Ziel möglichst nur mit Spaniern zusammenleben, da man so direkt Kontakt zu den Einheimischen hat und es einen sprachlich auch sehr voranbringt. Allerdings stellte sich das als nicht so einfach heraus, alle hatten einen Aufenthalt von einem Semester geplant und die Mindestdauer eines Mietvertrages betrug meistens ein Jahr. Zudem waren unsere Spanischkenntnisse, trotz zuvor in Deutschland absolvierter Sprachkurse, allerhöchstens sehr bescheiden.
Wie dem auch sei kamen die ersten Wohnungsbesichtigungen zustande, die aber jedes mal vom Vermieter durchgeführt wurden und wobei die Wohnungen meistens noch leer waren und man nicht wusste, mit wem man zusammenwohnen würde. Da die Stadt voll von Erasmus-Studenten ist, gab es extra für Erasmus-Studenten gemachte Angebote, bei denen man aber auch einen Vertrag für ein Jahr unterschreiben sollte und sich dann nach dem Semester selber um einen Nachmieter kümmern musste. Außerdem hätte man sich diese Wohnungen dann ausschließlich mit anderen Erasmus-Studenten teilen müssen.
Nach 3-4 Tagen Suche ohne nennenswerte Erfolge habe ich mich aufgerafft, bin die Gegend der Universitäten abgegangen und habe an Straßenlaternen nach Wohnungsangeboten gesucht. In anderen Erfahrungsberichten stand, dass man so sehr einfach eine Wohnung finden kann, jedoch glaubte ich das bis dahin noch nicht so ganz. Aber tatsächlich war jede Straßenlaterne mit verschiedensten Zetteln zugeklebt und auf allen waren Handynummern angegeben, um direkt Kontakt herzustellen. Mir wurde eine Besichtigung einer Wohnung angeboten, die aus zwei spanischen Studentinnen bestand, die zum Master nach Valencia gezogen sind. Wohnung und Mitbewohner waren einfach perfekt, sodass ich am liebsten sofort in die Wohnung eingezogen wäre. Ein paar Tage später hatten wir einen Termin mit der Vermieterin, um den Mietvertrag zu unterschreiben. Neben mir zog ein weiterer Deutscher in die WG ein, was mir anfangs nicht so gut gefiel, im Endeffekt aber vielleicht nicht das schlechteste war.
Bildergalerie
Studieren und Leben in Valencia
Kurz nach der Wohnungssuche sind alle Erasmus-Studenten, mit denen ich schon Bekanntschaft geschlossen hatte, nach Gandía zu einem 2 Wochen Spanisch Intensivkurs gegangen. Mir kam es so vor als wäre ich der einzige, der sich gegen diesen Kurs entschieden hat. Im Endeffekt war es wie zu erwarten ein Kennenlernkurs für Erasmus-Studenten, die ersten Bekanntschaften wurden dort geknüpft. Mein Ziel war es von Anfang an nicht nur mit Erasmus-Studenten zusammen zu sein, sondern so viele Spanier wie möglich kennenzulernen. Also nutzte ich die Zeit um mich mit meiner Mentorin zu treffen, die mich auch direkt ihrem Freundeskreis vorstellte und ich so den ersten Kontakt zu Spaniern herstellte. Die Spanier haben ja bekanntlich eine ziemlich offene Art und es ist kein Problem Leute kennenzulernen, wenn man selbst nicht auf dem Mund gefallen ist.
Als die anderen aus Gandía zurückkamen und das Semester anfing, habe ich mich glaube ich noch einmal mit Erasmus-Studenten getroffen und hatte ansonsten nichts mit ihnen zu tun. Das war vor allen Dingen am Anfang aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse nicht einfach, aber dadurch, dass ich so außer mit meinem Mitbewohner nur Spanisch sprach, machte ich riesige Fortschritte. Im Wintersemester machte ich nur wenige Kurse und eigentlich nichts, was mein Studium irgendwie voranbringen würde. Ich besuchte einen Englischkurs, zwei elektrotechnische Klassen auf Spanisch und einen B1 Spanisch Sprachkurs, der mich aber durch genügend Gelegenheit zum praktizieren kaum Zeit gekostet hat. Daher hatte ich viel Zeit das Nachtleben der Stadt kennenzulernen, was vor allen Dingen im Sommer nichts zu wünschen übrig lässt. Da am Anfang die Stadt für alle neu war, machten wir auch viel als WG zusammen.
Das Studium lief gut, da ich so wenige Kurse besuchte musste ich auch kaum Zeit investieren und habe es geschafft Kontakt zu ein paar Klassenkameraden aufzubauen, die mich an den Wochenenden hin und wieder mit in ihre Heimatdörfer rund um Valencia mitnahmen und ich viel über die Gegend und Leute gelernt habe. Bereits im November hatte ich den festen Entschluss ein weiteres Semester in Valencia zu verbringen, was auch problemlos möglich war. Um mein Studium nicht ewig weit nach hinten zu schieben wechselte ich aber die Fakultät zu einer passenderen und wählte ausschließlich Kurse, die ich mir auch in Deutschland anrechnen lassen könnte. Ich konnte frei zwischen Klassen auf spanisch und englisch entscheiden und wählte die Klassen so, dass ich mir den Freitag freihalten konnte. Trotzdem, vorbei war das Lotterleben und das kommende Semester musste ich auch wirklich Zeit ins Studieren investieren. Die Fächer an der Fakultät waren aber ziemlich interessant und wir haben praktische Projekte gemacht, in denen wir Schaltkreise entwerfen und danach zum laufen bringen mussten. Für mich als Elektrotechnikstudent perfekt, so etwas kannte ich in der Form von meiner Heimatuniversität nicht. Das zweite Semester hat mir noch besser gefallen als das erste, da es auch eine besser Klassengemeinschaft, man sofort eingegliedert wurde und wir als Klasse öfter zusammen ausgingen.
Abschlusswort
Am jetzigen Punkt ist das Semester so gut wie vorbei und es ist alles ziemlich gut gelaufen. Mir bleiben fast 3 Sommermonate, bevor ich in Deutschland Examen des letzten Jahres nachholen muss, um Spanien zu bereisen und das Land noch besser kennenzulernen.
Rückblickend hatte ich eine super Zeit hier und freue mich auf das was noch kommt. Auch wenn ich zwischendurch ein paar Abende hatte, an denen ich alleine zuhause saß, bereue ich es nicht den Kontakt zu anderen Erasmus-Studenten so konsequent gemieden zu haben. Es hat mich sprachlich extrem nach vorne gebracht und so habe ich viele Einheimische kennengelernt. Auf jeden Fall werde ich noch viele Male hierher zurückkommen, um die Stadt und gewonnene Freunde zu besuchen.
Dezember 2017