Talha Sahin - Swinburne University of Technology

Flag Australia (Bild: gemeinfrei bei Wikimedia Commons)

Melbourne, Australien - 2015



Vorwort

Mein Auslandssemester habe ich in Melbourne an der Swinburne University of Technology in meinem siebten Semester gemacht. Meinen Erfahrungsbericht unterteile ich in drei große Themengebiete, bevor ich am Ende ein Schlusswort von mir gebe. Zuerst geht es um meine Entscheidung und Planung ein Auslandssemester zu absolvieren, zweitens um die Stadt Melbourne allgemein und die Universität und drittens um Australien und Reisen. Hier möchte ich zunächst betonen, dass ich jedem ein Auslandssemester empfehle. Egal in welchem Land man dies machen möchte, unabhängig vom Studiengang - es lohnt sich für jeden.

Entscheidung und Planung

Die Vorteile von einem Auslandssemester hört man ja immer wieder: Es macht sich gut auf dem Lebenslauf, es erweitert die sozialen Skills, man verbessert die eigenen Englischkenntnisse usw.. All das hat man wahrscheinlich schon oft gehört. Von all den Vorteilen abgesehen, macht es auch einfach Spaß, in einem anderen Land für etwa sechs Monate zu leben, neue Menschen aus der ganzen Welt kenne zu lernen und Freundschaften zu schließen. Mit all diesen Vorteilen und den Begünstigungen, die man durch Bafög und Stipendien bekommen kann, ist es eine super Möglichkeit, eine Auslandserfahrung mit dem Studium zu kombinieren.

Ein sehr wichtiger Punkt ist der finanzielle Aspekt, vor allem in Australien, da es eins der teuersten Länder der Welt ist. Dafür wird man aber auch umso besser bezahlt – 20AUD/h ist dort für einen Teilzeitjob ganz normal.

Für die Planung ist es natürlich umso besser, je früher man sich entscheidet. Mindestens fünf Monate vor dem Beginn des Auslandssemesters, sollte man sich schon für das Auslandssemester entschieden haben. Ein Visum für Australien zu bekommen ist relativ einfach. Man kann ein Studenten-Visum beantragen, das für das zweite Semester (Winter) für alle Studierenden bis Ende Januar lief, während das Semester an der Swinburne offiziell bis Ende November ging. Somit hat man noch genug Zeit zum Reisen und man darf sogar 20h/Woche arbeiten. Oder man holt sich das berühmte Work und Travel Visum, womit man ein Jahr in Australien bleiben darf. Man darf damit Vollzeit arbeiten, jedoch nur ein Semester studieren, auch wenn man ein ganzes Jahr da ist. Online findet man reichlich Informationen über das Visum.

Zu der Fächeranerkennung kann ich nicht viel sagen, da dies bei jedem wahrscheinlich anders ablaufen wird. Ich persönlich hatte damit viel Stress, weil es keinen geregelten Weg gab. So musste ich schon vorab gucken, welche Fächer angeboten werden und welche davon den Fächern, die ich noch bestehen musste ähneln. Danach musste ich dann mein Semester in Deutschland planen. Ich hoffe alle anderen Studierenden haben das in Zukunft leichter.

Nun bleibt die Frage, wo man sein Auslandssemester machen sollte. Für mich stand von Anfang an fest, es soll ein englischsprachiges und ein schönes Land sein, weil ich auch meine Zeit dort genießen möchte.
Im nächsten Abschnitt werde ich von Melbourne und der Universität erzählen – vielleicht hilft das ja dem Einen oder Anderen bei der Entscheidung.

Melbourne und die Universität

Melbourne ist wirklich eine sehr schöne Stadt, in der man sich schnell daheim fühlt. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind gut, somit kommt man gut rum und alles ist sehr modern, wie man es aus Deutschland gewöhnt ist. Das Wichtigste sind aber die Menschen. Man kommt viel öfter mit Leuten ins Plaudern und trifft viel mehr Leute, was den Aufenthalt in Australien verbessert. Außerdem gibt es ganz viele Backpacker und andere Studenten aus der ganzen Welt, die man dort kennen lernen wird. Auch wenn das Wetter nicht so schön ist, wie in den anderen Städten Australiens, ist Melbourne auf jeden Fall mein Favorit.

Mein Auslandssemester habe ich mit einem Freund und Kommilitonen zusammen gemacht. Wir haben dieselben Fächer belegt und haben zusammen gewohnt. Da nicht viele die Möglichkeit haben werden, werde ich da nicht viel drauf eingehen. Ich kann nur sagen, dass es alles im Ganzen viel besser gemacht hat. Die Planung war einfacher, weil man sich gegenseitig austauschen konnte und gleichzeitig einen Lernpartner hatte.
Wir wollten aber nicht zu viel Deutsch sprechen und haben immer den Kontakt zu Australiern und anderen internationalen Studenten gesucht. Wir haben in einem großen Haus mit Leuten aus der ganzen Welt zusammengelebt und haben wirklich Freunde fürs Leben gefunden. Ich würde jedem abraten, in eine Wohnung mit nur deutschsprachigen Leuten zu ziehen.
An der Swinburne University gibt es ganz viele „international students“ und die meisten von denen sind sogar aus Deutschland. Die Swinburne organisiert ganz viele Events am Anfang, wodurch man ganz einfach Leute kennen lernt. Schon in den ersten Tagen habe ich ganz gute Freunde gefunden, mit denen ich zusammen gereist bin und immer noch Kontakt halte.

Während des Studiums ist der „workload“ höher als in Deutschland, aber dennoch zu bewältigen und sich nebenbei noch genug Freizeit zu nehmen. Dafür schienen die Klausuren einfacher zu sein. Als erfolgreicher Student an der TH Köln sollte man keine Probleme haben. Die Erwartungen an die Studenten sind in beiden Ländern sehr ähnlich. Die Vorlesung wird ungefähr im gleichen Tempo gehalten und für den Studiengang Elektrotechnik waren die Fächer gezwungenermaßen auch sehr ähnlich aufgebaut. Auch die Laborversuche bzw. Praktika waren vom Schwierigkeitsgerad ähnlich wie bei uns.
Die Professoren und Tutoren sind ebenfalls sehr nett und hilfsbereit. Es ist auch etwas ungezwungener, allein dadurch, dass man die Professoren mit Vornamen anspricht. Die Universität hat nur einen größeren Standort, ist relativ modern und gut ausgestattet. Außerdem bietet sie viele Hilfestellungen an (zum Beispiel für die Wohnungssuche).

Die Wohnungssuche war relativ einfach. Die Miete in Wohngemeinschaften betrug 180-250AUD die Woche. Schnell ein- und ausziehen war auch kein Problem, weil es so viele Reisende gibt. Die „Kündigungsfirst“ beträgt in der Regel nur 2 Wochen. Die Uni besitzt auch eigene Wohnheime, welche aber bei uns ein bisschen teurer ausfielen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel kosteten mich etwa 130AUD im Monat, weil ich diese oft benutzte und mir einen Monatspass zulegte. Für Lebensmittel muss man bisschen mehr einplanen als man in Deutschland ausgibt.

Australien und Reisen

Australien ist ein wunderschönes Land mit sehr netten Menschen. Man hat viele Reisemöglichkeiten, aber man sollte sich bewusst sein, dass Australien auch relativ teuer ist. Wenn man die Möglichkeit hat zu arbeiten, sollte man es auf jeden Fall tun. Australien ist, wie man vielleicht bereits gehört hat, berühmt für seine Backpacker. Daher trifft man auch ganz viele gleich gesinnte Reisende.

Während des Semesters kann man sich Autos mieten und ein paar Nationalparks in der Umgebung besuchen. Dort kann man in einem Hostel übernachten oder eventuell einen Camper mieten.
Ich bin im Semesterbreak im September mit anderen international students mit Campern von Melbourne nach Alice Springs gefahren. Ich würde auch jedem empfehlen das im Semesterbreak zu machen, da es nach der Vorlesungszeit dort viel zu heiß ist (40°C+), man es aber auf jeden Fall mitnehmen sollte während man da ist.

Nach den Vorlesungen habe ich dann die Ostküste für etwa 35 Tage bereist. Allein darüber könnte ich mehrere Seiten lang schreiben. Es war sehr schön und einfach Leute kenne zu lernen, weil jeder Backpacker und Student eigentlich die Ostküste bereist und alle gut drauf sind und sich freuen, neue Leute kennen zu lernen.

Bevor ich nach Deutschland zurückgeflogen bin, habe ich noch für 25 Tage Thailand bereist. Eine anschließende Asien-Reise haben viele gemacht. Dies ist sehr schön, weil einem die bereits günstigen Preise sogar noch günstiger vorkommen, nach Australien. Außerdem kosten die Flüge von Australien aus nicht viel.
Genaue Reiseziele brauche ich nicht zu erwähnen - darüber kann sich jeder im Internet informieren. Man wird aber auf jeden Fall genug Reisemöglichkeiten habe und gute Erfahrungen sammeln.

Schlusswort

Ich hatte eine wunderschöne Zeit in meinem Auslandssemester und auf meinen Reisen. Ich habe ganz viele Orte gesehen, neue Leute getroffen und viele Erfahrungen gesammelt. Außerdem habe ich in der Universität viel gelernt: nicht nur fachlich, sondern auch in einem neuen Land, in einer anderen Sprache zurecht zu kommen. Es ist ein sehr gutes Gefühl, die Fächer erfolgreich abgeschlossen zu haben. Am liebsten würde ich noch ein Auslandssemester machen oder noch eine längere Reise, bevor es mit dem Arbeitsleben losgeht. Daher fällt mir außer dem finanziellen Aspekt kein Grund ein, warum man kein Auslandssemester machen sollte. Wobei man auch sein Auslandssemester in Thailand oder Malaysia machen könnte, was auch bestimmt wunderschön ist und dazu auch noch günstiger. Man muss aber auch an dieser Stelle ehrlich sagen, dass man die Finanzierung nicht unterschätzen darf und gut planen sollte.

Ein Auslandssemester empfehle ich auf jeden Fall weiter und Australien ist dafür ein sehr geeignetes Land.

Juni 2018


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