Lokale Koalition für Sicherheit in einem belasteten Stadtteil
Grundlagen für eine neue Sicherheitsarchitektur in Köln Bocklemünd
Es wird vermehrt auf die Sicherheitsproblematik verwiesen, die mutmaßlich durch bildungsbenachteiligte Jugendliche im öffentlichen Raum ausgelöst wird. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht daher die Herstellung von Sicherheit im Wohnquartier. In der „neuen Sicherheitsarchitektur“ spielen Kooperation und Koordination dabei eine starke Rolle (vgl. Gusy 2012: 93f.). Es fehlen allerdings Ausarbeitungen und Instrumente für die kleinräumige Ebene. Der Untersuchungsansatz wird hier deshalb auf Steuerungsprozesse zur Produktion von Sicherheit in den Beständen von Wohnungsunternehmen und in den dazu gehörenden öffentlichen Sozialräumen der Kommune fokussiert. Es geht um eine neue Gestaltung der Interdependenzen zwischen lokalen Akteuren, die zur Durchsetzung von lokaler Sicherheit beitragen können. Dieses Verständnis einer neuen Sicherheitsarchitektur wird definiert durch (a) einen Ausbau dezentraler Verantwortungs- und Steuerungsstrukturen, (b) durch eine enge Kooperation staatlicher, kommunaler, privater und gesellschaftlicher Akteure im lokalen Raum bei Prävention und Intervention, die Sektoren, Ressorts und Organisationen übergreift, und (c) durch Mechanismen und Verfahren, bei denen die Steuerung von sicherheitsfördernden Maßnahmen auf der abgestimmten Grundlage gemeinsamer Problemdefinitionen und Handlungsziele erfolgt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Gestaltung von Einflussfaktoren der institutionellen Umwelt (wie zum Beispiel kommunale Verordnungen, Politikstile, Regeln und Konventionen) und die strukturierte Steuerung der Maßnahmen.
In dem beantragten Vorhaben wird für „Quartiere mit Interventionsbedarf“ (im Sinne eines hohen Handlungsbedarfs wegen einer belasteten Sicherheitssituation) ein Verfahren angewandt, mit dem (1.) die Belastungen hinreichend eingeschätzt [Assessment], (2.) die lokalen Stakeholder mit Chancen, die Situation zu beeinflussen, zu einer integrierten Steuerungs- und Handlungsstrategie geführt [Aufbau Governance] und (3.) die beabsichtigte lokale Sicherheitsproduktion erfolgreich umgesetzt werden kann [Managementmodell]. Kölner Wohnungsunternehmen und die Stadt Köln können das Modell nutzen, um in Quartieren mit Interventionsbedarf – auf der Basis von Qualitätskriterien – Prozesse der Sicherheitsentwicklung zu initiieren und zu steuern, die zu einer nachhaltigen Verbesserung der Belastungssituation beitragen.
Auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Forschungsprojekt | Lokale Koalition für Sicherheit in einem belasteten Stadtteil |
Leitung | Prof. Dr. Herbert Schubert Mehr |
Fakultät | Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Mehr |
Institut | Forschungschwerpunkt Sozial · Raum · Management Mehr |
Beteiligte | Daniel Wolter, Zijad Naddaf |
Projektpartner | Universität zu Köln, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht sowie Wissenschaftsrecht und Medienrecht, GAG Immobilien AG Köln |
Fördermittelgeber | RheinEnergie Stiftung Jugend/ Beruf, Wissenschaft Mehr |
Laufzeit | 2013 bis 2015 |
Methodische Vorgehensweise
Die Untersuchung soll in einem Kölner Stadtquartier mit Interventionsbedarf durchgeführt werden. Das ausgesuchte Stadtquartier Köln Bocklemünd eignet sich für die Untersuchung. Es verspricht tiefenscharfe Erkenntnisse, die sich gut für die Anwendung auf andere Quartiere und Wohnungsbestände in Köln übertragen lassen.
Dem Forschungsvorhaben liegen zwei grundsätzliche Forschungsfragen zu Grunde:
(1) Was ist das grundlegende Problem im Stadtquartier und welche Handlungsziele werden von den lokalen Stakeholdern daraus abgeleitet?
Das standardisierte Assessment-Verfahren schafft die Grundlagen für die Handlungsebene und die intendierten Lernprozesse. Im Bereich der Sicherheit ist hierfür vorrangig die Erfassung der lokalen Sicherheitssituation von Bedeutung. Die Methodenentwicklung greift in diesem Schritt zum Teil auf bewährte empirische Erhebungsinstrumente zurück; zum Teil werden sie spezifisch für das Vorhaben ausgearbeitet. Die in diesem Baustein entwickelten Methoden werden als Instrumente der Sicherheitssteuerung verfügbar gemacht. Das Instrumentarium des Assessments wird in der Praxis erprobt.
(2) Wer steuert die lokale Sicherheit im Stadtquartier?
Auf der Strukturebene müssen die Rollen aller Beteiligten geklärt werden. Die Schwäche präventiver Räte und ähnlicher Gremien liegt oftmals an einer fehlenden Tiefenschärfe, wie mit den spezifischen lokalen Sicherheitsproblemen umgegangen werden kann. Aufbauend auf den Ergebnissen des Assessments werden geeignete Akteure für die Handlungskoalition gezielt einbezogen. Neben der kooperativen Aushandlung müssen dabei auch hoheitliche Befugnisse und normative Rahmenbedingungen im Rahmen einer kommunalrechtlichen Betrachtungsweise geklärt werden.
Das Forschungsvorhaben baut anhand des Szenarios in Bocklemünd systematisch eine lokale Handlungskoalition zur Verbesserung der (Un-) Sicherheitssituation in Bocklemünd auf. Nach dem Prinzip der anwendungsorientieren Forschung und Entwicklung gliedern sich die Arbeitspakete nach einer (1.) Forschungsebene, nach einer (2.) Handlungsebene, auf der – gemäß dem Konzept des organisationalen Lernens – Forschungsresultate erprobt und evaluiert werden, und nach einer (3.) abschließenden Ergebnisebene.