Dokumentation Fachtagung: Sicherheit älterer Menschen im Wohnquartier

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Wie sicher sich Seniorinnen und Senioren in Großstädten fühlen und wie die Soziale Arbeit bei der Verbesserung der objektiven und subjektiven Sicherheitslage Älterer einen Beitrag leisten kann, stand im Mittelpunkt der Fachtagung am 12. September an der TH Köln.

Im Zentrum der Fachtagung standen die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Sicherheit älterer Menschen im Wohnquartier – Analysen und Konzeption des Praxismodells der ‚Seniorensicherheitskoordination‘ (SENISKO)“. Organisiert und ausgerichtet wurde sie von dem Forschungsschwerpunkt Sozial · Raum · Management der Technischen Hochschule Köln in Kooperation mit den Projektpartnern des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht und des Paritätische NRW e.V., Kreisgruppe Köln.



Zu Beginn der Tagung sprachen Prof. Dr. Klaus Becker, Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer der TH Köln, und Prof. Dr. Ute Lohrentz, Dekanin der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, ein Grußwort an die Teilnehmenden aus Praxis, Forschung und Politik. Während Prof. Dr. Klaus Becker das Projekt SENSIKO in das problem- und anwendungsbezogene Forschungsportfolio der TH Köln einordnete, führte Frau Prof. Ute Lohrentz in die Thematik der Sicherheit älterer Menschen ein und arbeitete in ihrer Rede für das Projekt das Potenzial einer sozialen Innovation heraus.



Prof. Dr. Dietrich Oberwittler vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht gab in seinem Vortrag einen Einblick darüber, wie vielseitig der Bereich Sicherheit aus wissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden kann und welche Rolle subjektive Wahrnehmungen von Sicherheit und Unsicherheit im Leben älterer Menschen spielen. Als zentrales Ergebnis der Längsschnittbefragung in Essen und Köln wurden u.a. die höhere Verletzlichkeit und damit das zunehmende Unsicherheitsgefühl durch eine nachlassende Gesundheit herausgearbeitet. Zudem stellte Prof. Dr. Dietrich Oberwittler heraus, dass wohngebietsbezogene Unsicherheit und Vermeideverhalten im Alter deutlich zunähmen und bei Frauen stärker ausgeprägt seien.



Daran anschließend stellte Prof. Dr. Herbert Schubert, Leiter des Institutes für angewandtes Management und Organisation in der Sozialen Arbeit und des Forschungsschwerpunktes Sozial · Raum · Management an der Technischen Hochschule Köln, das Praxismodell der Seniorensicherheitskoordination vor. Durch die Verknüpfung bestehender kriminalpräventiver Konzepte mit Ansätzen der Seniorenarbeit und Gemeinwesenarbeit war im Projekt SENSIKO vonseiten der TH Köln ein integriertes Handlungskonzept entwickelt worden, das in der anschließenden Erprobungsphase von Fachkräften des Paritätische NRW e.V., Kreisgruppe Köln, angewandt wurde. Die Ergebnisse der zweijährigen Erprobungsphase in den vier Kölner Modellstadtteilen Bocklemünd, Deutz, Finkenberg und Vogelsang wurde den Teilnehmenden der Tagung theoretisch und exemplarisch anhand einiger der insgesamt mehr als 40 Maßnahmen zur Verbesserung des Sicherheitsempfindens älterer Menschen vorgestellt.

Nach der Mittagspause wurden einzelne Aspekte des Praxismodells in drei Werkstattgesprächen gemeinsam diskutiert und intensiviert. Im ersten Werkstattgespräch gab Heidrun Stenzel von der TH Köln einen Impuls zum Begriff der Sicherheit im Kontext der Sozialen Arbeit. Gemeinsam erarbeiteten die Teilnehmenden ein Wertequadrat der Sicherheit aus Sicht älterer Menschen, um das Sicherheitsbedürfnis Älterer für die Soziale Arbeit fassbar zu machen.



Im zweiten Werkstattgespräch berichteten Gabriele Wahlen von Ceno e.V. und dem Leiter des Bezirksteams Deutz (Polizei), wie die Kooperation im Stadtteil gefördert wurde, welche Vorteile diese mit sich bringt und welche Hürden es bei der Entwicklung gab. Im Anschluss daran fand eine anregende Diskussion statt u.a. mit dem Ergebnis, dass eine Kooperation schriftlich verankert sein sollte und Netzwerke gebildet werden sollten, in denen ein stetiger Austausch stattfindet. Diese müsse dann bei wechselnder Position auf Seiten der Seniorenarbeit oder Polizei „weitervererbt“ werden.



Das dritte Werkstattgespräch befasste sich mit den Partizipationsmöglichkeiten der älteren Menschen im Projekt SENSIKO. Gemeinsam wurde diskutiert, inwiefern und mithilfe welcher Schritte ältere Menschen zur Verantwortungsübernahme für sich und andere für die Verbesserung der Sicherheitslage im Wohnquartier bewegt werden können.

Den Abschluss der Tagung machte eine gut besetzte und lebhafte Podiumsdiskussion, die von der Journalistin Beate Hinrichs moderiert wurde. Edith Marschall von der Kölner Seniorenvertretung und Jürgen Jentsch vom Landespräventionsrat NRW und der Landesseniorenvertretung NRW wussten dabei aus eigenen Erfahrungen und aus ihrer Arbeit als Seniorenvertreter zu berichten. Beide stellten heraus, dass sich die Seniorenvertretungen als wichtiges Sprachrohr – auch sicherheitsbezogener Themen – bewährt hätten und deshalb in allen Kommunen NRWs zu fördern seien. Gemeinsam diskutierten sie mit Oliver Heß von der Polizei NRW, Cornelia Harrer und Monika Dierksmeier vom Paritätische NRW e.V. über die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit von Sozialarbeit und Polizei. Cornelia Harrer richtete sich zudem mit dem Plädoyer an die Vertreter der Stadt Köln, sich auf kommunaler Ebene der Sicherheitsthematik älterer Menschen intensiver anzunehmen und bei der Verstetigung wesentlicher Bestandteile des Handlungskonzeptes beizutragen. Ina-Beate Fohlmeister vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik und Stephan Santelmann, Amt für Soziales und Senioren, nahmen den Appell engagiert an und zeigten Handlungsschritte auf, die zu einer Nachhaltigkeit des Projekts führen könnten.



Ende 2016 erscheint ein Praxishandbuch, das unter Zusammenarbeit der Projektpartner die theoretischen und empirischen Erkenntnisse von SENSIKO zusammenbringt. Es richtet sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus der Praxis sowie an kriminalpräventive Gremien auf kommunaler, Landes- und Bundesebene.


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